Verdauungsstörungen
Autor: PD Dr. med. Gesche Tallen, Redaktion: Julia Dobke, Freigabe: Prof. Dr. med. U. Creutzig, Zuletzt geändert: 26.08.2020
Verstopfung (Opstipation)
Der Begriff Obstipation umfasst unterschiedliche Stuhlentleerungsstörungen. Dazu gehören beispielsweise unvollständige, seltene, erschwerte und schmerzhafte Stuhlentleerungen sowie harte Stühle. Zwischen 40 und 50 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen in Palliativversorgung leiden zeitweilig an Obstipation.
Die Betroffenen klagen nach einiger Zeit vor allem über:
- Appetitlosigkeit
- Bauchschmerzen
- Blähungen
- Mattigkeit
- blutigen und / oder schleimigen Stuhlabgang.
Ursachen
Es gibt viele Faktoren, die bei krebskranken Kindern und Jugendlichen in der Palliativversorgung zu Stuhlentleerungsstörungen führen können. Zu den häufigsten gehören:
- Opioid Therapie (siehe oben)
- Bewegungsmangel
- zu geringe Nahrungsaufnahme
- Fl´üssigkeitsmangel
- neurologische Ursachen (zum Beispiel Lähmung durch einen Rückenmarkstumor)
- Stoffwechselstörungen (beispielsweise zu niedrige Kalium- oder zu hohe Kalziumspiegel im Blut).
Behandlung
Das Behandlungsteam wird zunächst versuchen, die Ursachen für die Obstipation festzustellen, um diese dann gezielt zu beseitigen. Wichtig ist es, auf eine ausreichende Nahrungs- und Flüssigkeitaufnahme zu achten. Außerdem gibt es Medikamente, mit denen schwere Obstipation erfolgreich behandelt werden kann. Zu diesen gehören beispielsweise verschiedene Abführmittel, die als Saft, Tabletten, Zäpfchen oder sogenannte Einläufe verfügbar sind.
Wichtig zu wissen: Die Gabe von Abführmitteln sollte nie in Eigeninitiative, sondern immer in Absprache mit dem Palliativteam veranlasst werden, weil eine nicht fachgerechte Anwendung dieser Medikamente ihrerseits zu Verdauungsproblemen und schweren Störungen des Flüssigkeits- und Salzhaushalts führen kann.
Durchfall (Diarrhoe)
Durchfall kann bei Kindern und Jugendlichen in der Palliativphase sowohl akut sein oder einen chronischen Verlauf nehmen. Eine gefährliche Komplikation bei starkem und/oder lange anhaltendem Durchfall ist der Flüssigkeit- und Salzverlust (Dehydrierung), den der Patient dabei erleidet. Starke Dehydrierung kann schwere Stoffwechselentgleisungen und in der Folge auch neurologische Probleme verursachen. Deshalb muss bei Patienten mit Durchfall immer auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
Ursachen
Häufig verantwortlich für Durchfall bei palliativ versorgten Kindern und Jugendlichen sind:
- Magen-Darm-Infekte (durch Bakterien, Viren, Pilze etc.)
- Fehlernährung
- Nebenwirkungen von Medikamenten (zum Beispiel Antibiotika oder Chemotherapie)
- Überdosierung von Abführmitteln (siehe oben)
- Begleiterkrankungen (zum Beispiel chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Kuhmilchintoleranz)
- Strahlentherapie (bei der der Bauchraum im Strahlenfeld lag)
- im Rahmen einer Spender-gegen-Wirt-Reaktion nach Stammzelltransplantation
- Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse
- Angst.
Behandlungsmöglichkeiten
Nachdem die Ursache der Diarrhoe (siehe oben) abgekäärt ist, kommen dann verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage:
- Antibiotikatherapie bei Magen-Darm-Infektionen
- Salz- (Elektrolyt-) und Zucker- (Glukose-) haltige Lösungen zum Flüssigkeits- und Salzersatz bei schwerer Diarrhoe. Dieser Ersatz kann zunächst über gesteigerte Trinkmengen, bei Bedarf jedoch auch über eine Magensonde oder intravenös (i.v.) erfolgen
- Medikamente (zum Beispiel wasserbindende Harze wie Cholestyramin oder bestimmte Opioide mit starker obstipierender Wirkung).
Unterstützende Maßnahmen zur Behandlung von Durchfall beinhalten:
- Verminderung der Menge der oralen Nahrungszufuhr, gegebenenfalls auch der Sonden-Nahrungsmenge und / oder deren Zusammensetzung
- Vermeidung von scharfen Gewürzen und Alkohol (bei Jugendlichen)
- Verringerung der Milchzufuhr, da bei bakterieller Ursache für den Durchfall ein vorübergehender Mangel an Laktase entstehen kann.
Der betreuende Arzt wird die bisher verabreichten Medikamente, die bei der Verursachung und beim Unterhalten von Durchfall beteiligt sein können, überprüfen und gegebenenfalls absetzen oder durch andere Substanzen ersetzen.
Wichtig zu wissen: Bei Patienten mit Durchfall ist eine sorgfältige Hautpflege im Anusbereich wichtig, damit dort keine Infektionen entstehen.