Luftnot (Dyspnoe)

Autor: PD Dr. med. Gesche Tallen, Redaktion: Julia Dobke, Freigabe: Prof. Dr. med. U. Creutzig, Zuletzt geändert: 26.08.2020

Luftnot (Atemnot, Dyspnoe) kommt bei krebskranken Kindern und Jugendlichen am Lebensende häufig vor. Dieser Luftnot liegen selten Lungenkrankheiten (beispielsweise Infektionen, Lungenembolie) zugrunde. Stattdessen begünstigen meist andere Beschwerden wie Schwäche, Müdigkeit, Angst und Depression sowie Appetitlosigkeit (s.u.) das Entstehen von Luftnot. Dementsprechend sind auch die Behandlungen vielseitig.

Wichtig zu wissen: Es gibt viele verschiedene Ursachen für Luftnot bei Kindern und Jugendlichen in der Palliativversorgung, die - zusätzlich zur Luftnot - mit unterschiedlichen Beschwerden einhergehen.

Ursachen von Luftnot

Zu den häufigen Ursachen und charakteristischen Beschwerden gehören insbesondere:

  • EntzündungAbdomen(Infektion; zum Beispiel Lungenentzündung, Bronchitis): Fieber, Schüttelfrost, schnelles Atmen (Tachypnoe), Husten, eitriger Auswurf
  • Lungenembolie: plötzlich einsetzende, schwere Luftnot, schnelles Atmen, Schmerzen beim Atmen, Husten, blutiger Auswurf
  • Flüssigkeitsansammlung im Brustkorb (Pleuraerguss): Luftnot, Hustenreiz
  • Blutarmut (Anämie): Blässe, Kopfschmerzen, schneller Herzschlag (Tachykardie)
  • Fatigue: siehe Müdigkeit
  • Angst: siehe Angst
  • Depression: siehe Depression
  • Appetitmangel: siehe Ernährungsprobleme
  • Flüssigkeitsüberladung im Bauchraum (Aszites): Bauchschmerzen, Bauchumfangszunahme
  • Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel (Perikarderguss): Schmerzen im Brustkorb, Schmerzlinderung durch Hinsetzen und nach vorne Beugen, gestaute Halsvenen.

Behandlung von Luftnot

Je nachdem, welche Ursache der Luftnot zugrunde liegt (siehe oben), gibt es nicht-medikamentöse und medikamentöse Maßnahmen.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen

  • Ruhe und Sicherheit ausstrahlen, in Gegenwart des Patienten keine Angst zeigen
  • die Position herausfinden, in der das Kind am wenigsten Luftnot verspürt (beispielsweise das Kind aufsetzen/seinen Oberkörper hochlagern oder, zum Beispiel bei einer Lungenentzündung, auf die Seite der erkrankten Lunge legen
  • Luftzirkulation verbessern (Fenster öffnen, Ventilator anstellen)
  • Luftfeuchtigkeit erhöhen (Vorsicht bei der Benutzung von Inhalatoren und/oder Luftbefeuchtern bei Patienten mit Immunsuppression, denn diese Geräte können Keime verbreiten)
  • Zimmertemperatur senken
  • in der Umgebung des Patienten nicht rauchen
  • Atem- und Entspannungsübungen sowie Krankengymnastik durchführen.

Medikamentöse Therapie

Medikamentöse Behandlungen von Luftnot richten sich sowohl nach der Ursache der Dyspnoe (siehe oben) als auch nach der individuellen Krankheitssituation des Patienten. Sie können beispielsweise die Gabe von Schmerzmedikamenten (siehe Schmerzen) oder Stimmungsaufhellern (siehe Depression) und Angstlösern (siehe Angst) beinhalten, jedoch auch die Behandlung einer Anämie mit Erythrozytenkonzentraten oder einer Infektion mit Antibiotika.

„Lungenrasseln“

Bei vielen Kindern und Jugendlichen mit fortgeschrittener Krebserkrankung ist die Atmung in der Lebensendphase meist sehr laut und macht rasselnde Geräusche. Dieses sogenannte "Lungenrasseln" kann für die Familie sehr belastend sein.

Deshalb ist es hilfreich, mehr darüber zu erfahren:

Lungenrasseln kommt dadurch zustande, dass Sterbende oft nicht mehr richtig schlucken können. In der Folge kann der Speichel nicht vollständig heruntergeschluckt werden. Stattdessen sammelt er sich im Rachen an und verursacht zusammen mit den Luftbewegungen beim Ein- und Ausatmen ein lautes Rasseln. Die betroffenen Patienten sind in dieser Phase meist ohne Bewusstsein und leiden nicht unter diesem Problem. Erscheint ein Patient jedoch belastet, oder leidet die Familie stark unter den Geräuschen, so können das regelmäßige Absaugen von Speichel sowie Lageänderungen und manchmal auch Medikamente, die die Speichelproduktion hemmen (sogenannte Anticholinergika), Linderung schaffen.

Wichtig zu wissen: Das sogenannte „Lungenrasseln“ kommt durch eine Ansammlung von Speichel zustande und muss nicht immer behandelt werden.