Fatigue
Autor: PD Dr. med. Gesche Tallen, Redaktion: Julia Dobke, Freigabe: Prof. Dr. med. U. Creutzig, Zuletzt geändert: 19.08.2020
Der Begriff “Fatigue” stammt aus dem Französischen und bedeutet “Müdigkeit”. Bei krebskranken Kindern und Jugendlichen spricht man von Fatigue, wenn die Willenskraft des Patienten mehr und mehr abnimmt, und er sich zunehmend matter fühlt. Diese Veränderungen können individuell unterschiedlich ausgeprägt sein. Hier spielen der Charakter des Kindes, die Art seiner Erkrankung, die Behandlungen, die unmittelbare Umgebung und das soziale Umfeld sowie der Kulturkreis der Familie mit eine Rolle.
Fatigue kann plötzlich (akut) oder in Phasen auftreten, sowie einen längeren (chronischen) Verlauf nehmen. Manchmal zeigen die Patienten im Verlauf einer Fatigue auch Wesensveränderungen.
Faktoren, die das Entstehen von Fatigue bei krebskranken Kindern und Jugendlichen begünstigen, sind zum Beispiel:
- Umgebungsfaktoren (beispielsweise fehlende Tagesroutine, Unruhe im Familienleben, Wartezeiten bei Untersuchungen, anstrengende Gespräche und belastende Entscheidungen)
- Persönliche Situation (zum Beispiel bei stationären beziehungsweise Hospizaufenthalten, ungewohnte Umgebung, Angst, Depression, Langeweile)
- Familiärer Hintergrund und Kulturkreis (hinsichtlich des Umgangs mit Krankheit, Schmerzen, Schwäche etc.)
- Behandlungsbedingte Stressfaktoren (intensive, zehrende Therapien und deren unerwünschte Nebenwirkungen, Ernährungsstörungen/Gewichtsverlust, Blutarmut, Stoffwechselveränderungen).
Behandlung von Fatigue bei Kindern und Jugendlichen in der Palliativphase
Vor dem Behandlungsbeginn einer Fatigue steht die Klärung der Ursachen. Liegen diese im psychologischen Bereich, so kann ein gemeinsames Gespräch zwischen Patienten, Familie und den Psychologen des Palliativteams helfen. Wenn medizinische Gründe vorherrschen, kann die entsprechende Behandlung Erleichterung verschaffen. Ist beispielsweise eine ausgeprägte Blutarmut die Ursache, so kann eine Bluttransfusionangezeigt seinAbdomen(siehe „Behandlung von Blutarmut“).
Allerdings sollte immer berücksichtigt werden, dass einige Behandlungen nicht die Lebensqualität des Patienten erhöhen, da sie mit erneuten Krankenhausaufenthalten einhergehen oder schmerzhaft sind. Zusammengefasst bedeutet das:
Die Art und Intensität der Behandlung von Fatigue sollte individuell entschieden werden.
Nicht-medikamentöse Maßnahmen
Diese Maßnahmen helfen dem Patienten dabei, Energie zu sparen oder zuzuführen, wie durch
- einen regelmäßigen Tagesablauf (feste Ruhe-/Schlaf-/Mahlzeiten, regelmäßige Phasen mit Aktivitäten, die den Kräften und Fähigkeiten des Kindes angepasst sind, regelmäßige Kontakte zu Geschwistern, Freunden, anderen Bezugspersonen)
- Krankengymnastik
- Massagen, Einreibungen, Wickel.
Medikamentöse Behandlungen
Die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten mit Medikamenten richten sich in erster Linie nach den vorherrschenden Ursachen für die Fatigue (siehe: Angst, Depression, Ernährungsstörungen, Blutungskomplikationen).