Blutbildungsstörungen und Blutungen

Autor: PD Dr. med. Gesche Tallen, Redaktion: Julia Dobke, Freigabe: Prof. Dr. med. U. Creutzig, Zuletzt geändert: 16.06.2016

Zu den häufigen Blutbildungsstörungen bei krebskranken Kindern und Jugendlichen in der Palliativphase gehören ein Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie) und ein Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie). Oft betroffen von diesen Störungen sind Patienten mit:

  • akuten lymphoblastischen und myeloischen Leukämien (ALL und AML)
  • myelodysplastischem Syndrom (MDS)
  • Knochenmarks-Absiedlungen (Metastasen) von soliden Tumoren (beispielsweise Metastasen eines Neuroblastoms)
  • herabgesetzter Knochenmarksfunktion nach einer Chemotherapie

Behandlung von Blutarmut

Ob Blutarmut behandlungsbedürftig ist, muss immer individuell abgewogen werden. Alle Beteiligten (Patient, wenn möglich, Familie und Behandlungsteam) sollten gemeinsam überlegen, inwieweit der Patient in seiner aktuellen Situation und in dem aktuellen Stadium seiner Erkrankung von einer Bluttransfusion profitiert. Bei dieser Entscheidungsfindung spielen vor allem das Alter des Patienten, die Art seiner Erkrankung sowie weitere Beschwerden und praktische Überlegungen (beispielsweise stationäre Aufnahme für die Transfusion) eine große Rolle. Es kann auch sein, dass von einer Behandlung abgesehen wird, da die zu erwartenden Belastungen für den stark geschwächten Patienten zu groß sind.

Die Gabe eines Erythrozytenkonzentrats kann den Zustand eines Patienten, der beispielsweise an Blutarmut und Luftnot (siehe Luftnot) leidet, verbessern.

Behandlung von Thrombozytopenien (Mangel an Blutplättchen)

Diese Behandlung wird in der Regel nur bei starken Blutungen (s.u.) angewandt. Es erfolgt eine Gabe von Thrombozytenkonzentraten, ebenfalls ambulant.

Wichtig zu wissen: Wichtigstes Kriterium für die Entscheidung zu einer Transfusion von Blutprodukten bei krebskranken Kindern und Jugendlichen mit Blutbildungsstörungen in der Palliativphase ist die individuelle Situation des Patienten, nicht das Laborergebnis (wie beispielsweise eine verminderte Anzahl an roten Blutkörperchen oder Blutplättchen) allein.

Blutungen

Bei krebskranken Kindern und Jugendlichen in der Palliativversorgung können insbesondere die folgenden Störungen zu Blutungen führen:

  • Erkrankungs- und/oder behandlungsbedingter Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) (verursachen häufig Schleimhaut-/Nasenbluten, seltener schwere Blutungskomplikationen)
  • Mangel an Gerinnungsfaktoren infolge eines therapiebedingten Leberschadens oder eines Lebertumors (zum Beispiel Metastasen oder Hepatoblastom)
  • Blutungen aus einem gefäßreichen Tumor.

Behandlung von Blutungen

Der Kinderarzt (und weitere Spezialisten, z.B. im Labor) werden zunächst die mögliche(n) Ursache(n) (s.o.) ermitteln. Beispielsweise können auch kleine, jedoch über einen gewissen Zeitraum wiederholt auftretende Schleimhautblutungen im Magen-Darm-Trakt zu Blutarmut (s.o.) und dadurch zu Mattigkeit, schneller Erschöpfbarkeit, Luftnot bei Aktivität und anderen Problemen führen, die die noch verbleibende Lebensqualität des Patienten weiter einschränken.

Nichtmedikamentöse Methoden

Zu den nichtmedikamentösen Maßnahmen der lokalen Blutstillung, zum Beispiel bei Nasenbluten, gehören beispielsweise

  • Abdrücken der Blutungsquelle (beispielsweise mit Tamponaden)
  • Schutz der betroffenen Region vor Verletzungen und Infektionen (zum Beispiel durch Desinfektion, Pflaster, Verband).

Die Benutzung dunkler oder bunter (statt weißer) Bettwäsche und Tücher hilft oft, Blutflecken unauffälliger zu machen und so den mit einer Blutung einhergehenden Schrecken zu verringern.

Medikamentöse Behandlung

Medikamentöse Behandlungsmaßnahmen bei Blutungen in der Palliativversorgung sind zum Beispiel:

  • Bluttransfusionen. Ob diese angezeigt sind, muss individuell entschieden werden (s.o.)
  • Wirkstoffe, die die Blutgerinnung anregen beziehungsweise, die die Auflösung von Blutgerinnseln hemmen (sogenannte Antifibrinolytika und hämostatische Substanzen), die in Tablettenform, Kompressen und anderen Darreichungsformen verfügbar sind.