Akute Nebenwirkungen einer Strahlentherapie
Autor: Gesche Tallen, Zuletzt geändert: 23.10.2019
Weil Kinder und Jugendliche sich noch in der körperlichen und geistigen Entwicklung befinden, sind ihre Organe besonders strahlensensibel. Die akuten Nebenwirkungen können während und/oder Wochen nach der Strahlentherapiephase auftreten. Sie sind in erster Linie abhängig vom Alter des Kindes, der bestrahlten Körperregion und der Strahlendosis. Treten bei einer Strahlentherapie akute Nebenwirkungen auf, so bedeutet das nicht, dass die Behandlung unsachgemäß durchgeführt worden ist.
Es handelt sich vielmehr um mögliche, unmittelbare Behandlungsfolgen, deren Auftreten im Sinne einer erfolgreichen Krebstherapie als vertretbar angesehen wird.
Die akuten Nebenwirkungen einer Strahlentherapie entstehen dadurch, dass oberflächliche Gewebeschichten der gesunden Organe, die nahe dem oder im Bestrahlungsfeld liegen, vorübergehend zerstört werden und sich aufgrund der Bestrahlung nur relativ langsam erholen können. Dies betrifft vor allem Gewebearten, die sich schnell teilen, wie beispielsweise das Knochenmark, Hautzellen, Schleimhautzellen (zum Beispiel im Mund oder im Magen-Darm-Trakt) oder die Haarwurzeln (Haarfofollikel).
Typische akute Nebenwirkungen, die während einer Bestrahlung vorkommen können, also nicht unbedingt bei jedem Patienten mit Sicherheit auftreten, und die nach der Therapie meist wieder abklingen, sind beispielsweise:
- Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen („Fatigue“)
- Hautreizungen im Bereich des Strahlenfeldes („akute Strahlendermatitis“)
- Zeichen eines erhöhten Drucks im Schädelinneren (erhöhter intrakranieller Druck): Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen (nach Bestrahlung des Gehirns)
- Augenlidschwellung nach Bestrahlung des Auges
- akute Mittelohrentzündung (seröse Otitis media) nach Bestrahlung des Ohrs
- Nacken-, Rückenschmerzen (nach Bestrahlung des Rückenmarks)
- Mundtrockenheit nach Bestrahlung im Mundbereich
- Schleimhautentzündungen (Mukositis), Appetitlosigkeit, Durchfall, Übelkeit nach Bestrahlung des Magen-Darm-Trakts
- strahlenbedingte Lungenentzündung, Husten (Pneumonitis) nach Bestrahlung der Lunge
- Blutbildveränderungen nach Bestrahlung des Knochenmarks.
Bei Bestrahlungen im Kopfbereich kann es zusätzlich auch zu vorübergehendem Haarausfall, sowie speziellen, manchmal unangenehmen Licht- oder Geruchsempfindungen kommen.
Art und Intensität akuter Nebenwirkungen einer Strahlentherapie hängen vor allem von der Art und dem Ausmaß der zugrunde liegenden Krebserkrankung und damit dem zugehörigen Behandlungsprotokoll ab, das bedeutet:
- wo bestrahlt wird (bestrahlte Körperregion)
- wie stark bestrahlt wird (Strahlendosis und Größe des Bestrahlungsfeldes)
- ob der Patient schon einmal bestrahlt wurde (denn vorbestrahltes Gewebe reagiert sensibler auf eine erneute Schädigung - zum Beispiel möglich bei Bestrahlung eines Erkrankungsrückfalls)
- ob vor Bestrahlungsbeginn bereits eine Chemotherapie stattgefunden hat (denn eine vorangehende Chemotherapie schwächt den Organismus, insbesondere das Knochenmark
- ob der Patient gleichzeitig eine Chemotherapie erhält (denn eine begleitende Chemotherapie erfordert anstrengendere Reparaturarbeiten als eine alleinige Strahlentherapie)
- ob der Patient eine Vorerkrankung hat (bestimmte Erkrankungen, zum Beispiel Neurofibromatose und Down-Syndrom, gehen mit einer verminderten Reparaturfähigkeit nach einer Zellschädigung und in der Folge mit einer gesteigerten Strahlensensibilität der Körperzellen einher)
Wichtig zu wissen: Akute Nebenwirkungen einer Strahlentherapie sind behandelbar und vorübergehend. Ihre Art und Intensität hängen von zahlreichen Faktoren ab.