Stammzelltransplantation

Autor: Dr. med. habil. Gesche Tallen, Dr. med. Jörn Kühl, Maria Yiallouros, erstellt 01.01.2004, Redaktion: Maria Yiallouros, Freigabe: PD Dr. med. S. Voigt, Zuletzt geändert: 05.11.2020 doi:10.1591/poh.kinderkrebsinfo.stammzelltransplantation

Seit der ersten erfolgreichen Stammzelltransplantation (KMT) im Jahre 1972 hat diese Therapieform bei der Behandlung zahlreicher Krebserkrankungen, schwerer Erkrankungen des Blut- oder Immunsystems sowie mancher seltener Erbkrankheiten, die mit anderen Behandlungsmethoden nicht heilbar sind, stark an Bedeutung gewonnen.

Bei einer Stammzelltransplantation werden blutbildende Vorläuferzellen, so genannte "Blutstammzellen" oder "hämatopoetische Stammzellen" (HSZ), übertragen. Sie entstehen im Knochenmark, dem weichen, schwammartigen Gewebe im Inneren vieler Knochen. Dort reifen sie zu den verschiedenen Blutzellreihen heran, also beispielsweise zu weißen Blutzellen (Leukozyten), roten Blutzellen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Anschließend werden sie in die Blutbahn ausgeschwemmt.

Lange Zeit wurden Blutstammzellen für eine Transplantation ausschließlich aus dem Knochenmark entnommen. Die Entnahme erfolgt dabei in Vollnarkose durch wiederholte Punktionen am Beckenkamm (so genannte Knochenmarkpunktion).

Alternativ dazu können durch eine Vorbehandlung mit bestimmten Wachstumsfaktoren Stammzellen aus dem Blutkreislauf des Spenders durch eine spezielle Blutwäsche (Leukapherese) gewonnen werden. Dieses Verfahren erfordert keine Narkose, aber gute Blutgefäße und oft auch eine große Venenkanüle. In seltenen Fällen transplantiert man auch Stammzellen aus dem Nabelschnurblut.

Gut zu wissen: Während oft nur von "Knochenmarktransplantation" gesprochen wird, gibt es auch die so genannte periphere Blutstammzelltransplantation (PBSCT) sowie die Nabelschnurbluttransplantation (CBT). Aus diesem Grund spricht man heute korrekterweise zusammenfassend von Blutstammzelltransplantation oder hämatopoetischer Stammzelltransplantation, kurz HSZT oder SZT genannt (mit der englischen Abkürzung "HSCT"). Hämatopoetisch bedeutet "blutbildend".

Wir möchten Ihnen im Folgenden einen möglichst breiten Überblick über das Thema "hämatopoetische Stammzelltransplantation" geben, damit Sie eine Vorstellung von dieser Therapieform bekommen und sich auf ein künftiges Gespräch mit dem Transplantationsteam Ihres Kindes vorbereiten können. Diese Informationen ersetzen nicht das ausführliche Gespräch mit den behandelnden Ärzten vor Ort. Auf die individuellen Besonderheiten Ihres Kindes und seiner Erkrankung muss im persönlichen Arztgespräch ebenso eingegangen werden wie auf eventuell in "Ihrer" Klinik abweichende Praktiken, die sich dort als besonders vorteilhaft erwiesen haben.

Da in den Arztgesprächen immer wieder auch die Fachausdrücke fallen, haben wir hier bewusst nicht auf deren Nennung verzichtet, sondern versucht, diese entweder direkt im Text oder im Glossar des Informationsportals zu erklären.

Basisliteratur

  1. Handgretinger R, Matthes-Martin S, Lang P: Hämatopoetische Stammzelltransplantation. in: Niemeyer C, Eggert A (Hrsg.): Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Springer-Verlag GmbH Deutschland 2. vollständig überarbeitete Auflage 2018, 17 [ISBN: 978-3-662-43685-1] HAN2018
  2. Ebell W: Hämatopoetische Stammzelltransplantation. in: Gadner H, Gaedicke G, Niemeyer CH, Ritter J:. Pädiatrische Hämatologie und Onkologie Springer-Verlag, 2006, 66 [ISBN: 3540037020] EBE2006a
  3. Klingebiel T: Knochenmark- und Stammzelltransplantation, in Gutjahr P: Krebs bei Kindern und Jugendlichen. Deutscher Ärzte-Verlag Köln 5. Aufl. 2004, 83 [ISBN: 3769104285] KLI2004