Ambulanzphase
Autor: Maria Yiallouros, erstellt am: 09.10.2013, Redaktion: Maria Yiallouros, Freigabe: PD Dr. med. S. Voigt, Zuletzt geändert: 05.06.2020
Nach der Entlassung aus der Transplantationsstation sind über mehrere Wochen und Monate regelmäßige ambulante Kontrollen notwendig.
Denn nach wie vor bedarf es vieler Blutuntersuchungen, um den Krankheitsverlauf zu überwachen, und meist müssen noch zahlreiche Medikamente eingenommen werden, zum Beispiel zur Vorbeugung von Infektionen, zur Vorbeugung der Spender-gegen-Empfänger-Reaktion (GvHD) und zur Unterstützung der Nierenfunktion.
Manche Patienten sind auch noch ein paar Wochen lang auf die Übertragung von Erythrozyten- und Thrombozytenkonzentraten angewiesen, bis die neuen Stammzellen ausreichend eigene rote Blutkörperchen und Blutplättchen produzieren. Auch werden innerhalb der ersten 100 Tage (abhängig von der Grunderkrankung) noch Knochenmarkpunktionen durchgeführt, um zu überwachen, ob beziehungsweise wie gut das neue Knochenmark funktioniert (Chimärismus-Analyse).
Auch das neue Immunsystem ist in der ersten Zeit noch nicht voll funktionsfähig. Zwar hat sich zu diesem Zeitpunkt die Zahl der Granulozyten wieder erholt (siehe Regenerationsphase), es fehlt jedoch noch an ausreichend funktionstüchtigen Lymphozyten, jenen Abwehrzellen, die für die gezielte Bekämpfung von Krankheitserregern und für das Immungedächtnis zuständig sind. Die neuen Immunzellen müssen erst wieder “lernen“, sich gegen die verschiedenen Infektionen zu wehren. Vor allem die für die Virusbekämpfung notwendigen T-Lymphozyten benötigen dafür einige Zeit:
Bei einer autologen Stammzelltransplantation dauert es etwa drei Monate (100 Tage), bei der allogenen Stammzelltransplantation etwa sechs Monate (200 Tage), bis sich die Funktion der T-Lymphozyten erholt hat. Denn nach einer allogenen Stammzelltransplantation wird das Immunsystem zusätzlich durch die immunschwächenden Medikamente unterdrückt, die gegen die Spender-gegen-Empfänger-Reaktion verabreicht werden.
Aus den genannten Gründen sind die meisten Patienten – trotz vorbeugender Behandlung mit Antibiotika, Virostatika und Antimykotika – in den ersten Monaten nach der Transplantation noch sehr anfällig für Infektionen. Sie sind deshalb von vielen Aktivitäten ausgeschlossen und müssen unter bestimmten hygienischen Auflagen (zum Beispiel Einhaltung von Nahrungsempfehlungen, Vermeidung von Kontakt zu Haustieren oder Grünpflanzen) zu Hause oder in der Elternwohnung des Klinikums isoliert werden. Auch der Besuch von Schule oder Kindergarten ist in diesem Zeitraum nicht erlaubt.
Wichtig: Vermeiden Sie unbedingt den Kontakt mit großen Menschenmengen (zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln, Einkaufszentren, auf Spielplätzen) und beachten sie auch alle weiteren Empfehlungen und Verhaltenshinweise, die der Verminderung des Infektionsrisikos dienen. Der Arzt und das Pflegepersonal werden Sie ausführlich beraten. In der Regel ist das neue Immunsystem etwa ein Jahr nach der Transplantation wieder so stark, dass das Kind ein normales Leben führen kann.
Häufigkeit der ambulanten Kontrollen
Wie häufig sich der Patient zur Kontrolle in der Ambulanz vorstellen muss, hängt vor allem von der Grunderkrankung, der Art der Stammzelltransplantation und vom Krankheitsverlauf ab. Eine allogene Stammzelltransplantation erfordert im Allgemeinen häufigere und langfristigere Kontrollen als eine autologe Stammzelltransplantation.
Die ersten drei bis sechs Monate nach einer allogenen Stammzelltransplantation sind eine besonders kritische Phase, weil in diesem Zeitraum die meisten Komplikationen (vor allem Infektionen und die akute und chronische Spender-gegen-Empfänger-Reaktion) auftreten. Da diese den Behandlungserfolg gefährden können, sind die Vorstellungstermine in der Ambulanz in dieser Zeit besonders engmaschig (mindestens alle 14 Tage). Später können die Abstände zwischen den Kontrollen dann – je nach Verlauf – verlängert werden.
Achten Sie unbedingt auf die Einhaltung der vorgegebenen ambulanten Untersuchungstermine! Sie dienen der Überprüfung des Krankheitsverlaufs und helfen bei der frühzeitigen Erkennung behandlungsbedingter Komplikationen. Sollten aber unerwartete Komplikationen eintreten, müssen Sie sich unverzüglich bei Ihren Behandlern melden.