Regenerationsphase – Engraftment (ca. Tag+10 bis Tag+28)

Autor: Maria Yiallouros, erstellt am: 11.09.2013, Redaktion: Maria Yiallouros, Freigabe: PD Dr. med. S. Voigt, Zuletzt geändert: 05.06.2020

Zehn bis zwanzig Tage nach der Transplantation sind die übertragenen Stammzellen im Knochenmark des Patienten angewachsen und beginnen, neue Blutzellen zu bilden. Diese Phase der Regeneration (englisch: engraftment) zeigt sich im Blutbild zunächst durch einen Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), dann der Blutplättchen und schließlich der Hämoglobinwerte (Hb).

Die Zahl der Granulozyten (einer Untergruppe der Leukozyten), ist zu diesem Zeitpunkt besonders entscheidend: Denn sobald wieder ausreichend Granulozyten vorhanden sind (das heißt, mehr als 500/µl), ist die erste kritische Phase der Stammzelltransplantation vorüber und die Isolation des Patienten kann aufgehoben werden. Durchschnittlich ist es etwa vier Wochen nach dem Tag der Transplantation soweit.

Gut zu wissen: Dass die Transplantation tatsächlich funktioniert hat und die neuen Blutzellen von den gespendeten Stammzellen kommen, kann mit besonderen Untersuchungen an den Leukozyten (der so genannten Chimärismus-Analyse) nachgewiesen werden. Außerdem wird am Tag+28 eine Knochenmarkpunktion durchgeführt. In ganz seltenen Fällen wachsen die Stammzellen nicht an, das heißt sie werden abgestoßen. Man kann dann, in einem zweiten Anlauf, eine erneute Transplantation versuchen.

In aller Regel klingen mit dem Anwachsen der Stammzellen und der Produktion von ausreichend eigenen, funktionierenden Abwehrzellen die Infektionen ab, die den Patienten während der Phase der Knochenmarkaplasie belastet haben. Auch Mundschleimhautschäden heilen mit der beginnenden Blutbildung ab und der Patient erholt sich rasch von den Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlentherapie.

Bei Patienten, die eine autologe Stammzelltransplantation erhalten haben, kann mit dem Ende der kritischen Phase bereits eine Entlassung aus der Klinik ins Auge gefasst werden. Eine allogene Stammzelltransplantation kann dagegen mit verschiedenen Komplikationen einhergehen, die einen längeren Klinikaufenthalt erforderlich machen.

Das größte Risiko besteht darin, dass sich mit dem Anwachsen des Transplantats und der Regeneration der Blutbildung Immunzellen (T-Lymphozyten) des Spenders gegen den Organismus des Empfängers richten, es also zu einer Spender-gegen-Empfänger-Reaktion (Graft-versus-Host Disease, GvHD) kommt. In seltenen Fällen kann diese Erkrankung so schwer verlaufen, dass eine wochen- oder monatelange stationäre Behandlung (Infusion von Medikamenten und Nährstoffen) notwendig ist.

Weitere Informationen zur Spender-gegen-Empfänger-Reaktion finden Sie im Kapitel "Komplikationen – GvH-Krankheit".