Vortherapie (Zytoreduktive Vorphase)
Autor: Maria Yiallouros, erstellt am: 14.04.2008, Zuletzt geändert: 17.11.2020
Patienten, die zum Zeitpunkt der Diagnose eine große Leukämiezellzahl im Blut aufweisen (primäre Leukozytenzahl über 50.000 pro Mikroliter Blut) oder deren Organe durch den Befall mit Leukämiezellen stark vergrößert sind, erhalten vor Beginn der eigentlichen Therapie (Induktionstherapie) eine so genannte Vortherapie. Die Vortherapie dient der Einleitung der Behandlung und besteht aus einer kurzen (maximal einwöchigen) Chemotherapie mit Cytarabin (ARA-C).
Der Zweck dieser Behandlung besteht darin, die Leukämiezellen auf eine schrittweise und damit für den Organismus möglichst schonende Weise zu reduzieren.
Dadurch sollen Komplikationen wie Blutungen und Störungen der Blutgerinnung vermieden werden, die für den Patienten gefährlich werden können. Aus den abgetöteten Leukämiezellen werden außerdem durch den Zellabbau bestimmte Stoffwechselprodukte (zum Beispiel Harnsäure) freigesetzt, die, wenn sie in großen Mengen auftreten, den Organismus und insbesondere die Nieren schädigen.
Die Gefahr einer solchen Komplikation (auch Zellzerfall- oder Tumorlyse-Syndrom genannt) ist umso größer, je höher die anfängliche Leukämiezellzahl ist und je schneller die Zerstörung dieser bösartigen Zellen erfolgt. Durch eine vorsichtige Steigerung der Behandlungsintensität und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr während dieser Behandlungsphase (so genannte Wässerung oder Hydrierung) soll verhindert werden, dass der Zellzerfall ein für den Organismus bedrohliches Maß erreicht (siehe auch Kapitel "Supportivtherapie").