Induktionstherapie
Autor: Maria Yiallouros, erstellt am: 14.04.2008, Zuletzt geändert: 02.02.2021
Die erste für alle Patienten geltende Behandlungsphase, die so genannte Induktionstherapie, zielt darauf ab, innerhalb kurzer Zeit die Mehrzahl der Leukämiezellen zu vernichten, das heißt, eine Remission herbeizuführen. Von einer Remission spricht man, wenn der prozentuale Anteil der Leukämiezellen im Knochenmark auf unter 5 % fällt und sich die normale Blutbildung wieder erholt hat (siehe auch Kapitel "Krankheitsverläufe").
Die Induktion besteht aus einer intensiven (hoch dosierten) Chemotherapie. Sie umfasst zwei Therapieblöcke und dauert mit einer dazwischen geschalteten mehrwöchigen Erholungspause etwa zwei Monate. Es kommen mehrere Medikamente zum Einsatz: Cytosin-Arabinosid (auch Cytarabin; ARA-C), Anthrazykline wie Idarubicin (IDR) oder liposomales Daunorubicin (L-DNR) sowie Etoposid (VP-16) [CRE2019] [CRE2018] [CRE2013b] [CRE2012a].
Am Tag 21-28 der Behandlung erfolgt im Rahmen einer Knochenmarkuntersuchung eine erste Einschätzung des Therapieansprechens. Überprüft wird dabei die Zahl der Blasten im Knochenmark (morphologische Remission). Ob die Erkrankung vollständig auf die Therapie anspricht, also eine komplette Remission erfolgt, kann erst nach vier bis acht Wochen beurteilt werden. Bei den meisten Kindern und Jugendlichen mit AML (das heißt, bei über 85 %) wird mit den heute gängigen Medikamentenkombinationen vier bis acht Wochen nach Behandlungsbeginn eine Remission erreicht.
Die Induktionstherapie ist für den Patienten eine besonders belastende und gefährliche Therapiephase. Die intensive Chemotherapie beeinträchtigt stark die durch die Leukämie ohnehin schon gestörte Blutbildung und führt zu Nebenwirkungen und zu einer hohen Blutungs- und Infektionsgefahr. Die Patienten müssen daher während dieses Therapieabschnitts von allen Infektionsquellen ferngehalten und intensiv unterstützend behandelt werden (Supportivtherapie).
Nach Eintreten der Remission hat der Patient die schwierigste Zeit hinter sich. Remission bedeutet allerdings nicht, dass keine Leukämiezellen im Körper mehr vorhanden sind oder dass bereits ein Zustand erreicht ist, in dem von Heilung gesprochen werden kann (siehe Kapitel "Krankheitsverläufe"). Aus diesem Grund schließen sich an die Induktionstherapie weitere Behandlungsphasen an.
Anmerkung zur ehemaligen Studie AML-BFM 2012: Im Rahmen der Anfang 2019 beendeten Studie wurde das Zytostatikum Clofarabin neu eingeführt. Patienten, die im Prüfzweig behandelt wurden, erhielten an Stelle des Etoposid Clofarabin, Patienten im Kontrollzweig weiterhin Etoposid (in beiden Fällen jeweils in einer Kombination mit Cytarabin und liposomalem Daunorubicin). Die Studie sollte zeigen, ob mit Clofarabin eine weitere Verbesserung der Prognose von Kindern und Jugendlichen mit AML erreicht werden kann. Die Studie musste aufgrund der Nicht-Verfügbarkeit von liposomalem Daunorubicin vorzeitig abgebrochen werden.