Nicht-Anwachsen der Stammzellen oder Transplantatabstoßung

Autor: Maria Yiallouros, erstellt am: 09.09.2013, Freigabe: PD Dr. med. S. Voigt, Zuletzt geändert: 05.06.2020

In seltenen Fällen (etwa 3-5 %) können trotz der intensiven vorbereitenden Konditionierungsbehandlung ausreichend Immunzellen (T-Lymphozyten) im Körper des Patienten (= Transplantat-Empfängers) überleben. Diese Immunzellen können die transplantierten Stammzellen des Spenders als fremd erkennen und bekämpfen. Es kommt dann entweder gar nicht erst zum Anwachsen der neuen Stammzellen und somit auch nicht zu einer Erholung der Blutbildung (so genanntes Non-Engraftment) oder aber, nach einer Regenerationsphase, zu einer echten Abstoßungsreaktion.

Risikofaktoren

Das Risiko für ein Nicht-Anwachsen oder eine Abstoßung der Spender-Stammzellen ist umso größer, je weniger die Gewebemerkmale (HLA-Merkmale) von Spender und Empfänger übereinstimmen. (Das heißt zum Beispiel, dass eine haploidentische Stammzelltransplantation mit einem höheren Abstoßungsrisiko verbunden ist als eine HLA-identische oder HLA-kompatible Transplantation durch einen passenden Geschwister- oder Fremdspender.)

Auch bei Stammzellen aus Nabelschnurblut oder einem Transplantat, aus dem zuvor die T-Lymphozyten des Spenders entfernt wurden (T-Zell-Depletion), besteht ein erhöhtes Risiko der Abstoßung. Darüber hinaus kann der Empfänger durch vorangegangene Blutstammzell-Transfusionen empfindlich auf eine weitere Transfusion reagieren (so genannte HLA-Sensibilisierung).

Symptome

Ein Nicht-Anwachsen oder eine Abstoßung des Transplantats kann der Arzt am Blutbild erkennen, zum Beispiel an einem fortdauernden beziehungsweise neu auftretenden Mangel an Blutzellen oder auch an bestimmten Entzündungsparametern im Blut (C-reaktives Protein, CRP; Lymphozytose). Häufig sind Abstoßungsreaktionen mit Fieber verbunden. Auch Zeichen eines allergischen Schocks (wie Blässe, Schweißausbrüche, Muskelzittern, kalte Haut, Kreislaufbeschwerden bis hin zu Kreislaufversagen) sind möglich.

Meist treten Abstoßungsreaktionen innerhalb der ersten fünfzig Tage nach der Transplantation auf, selten später. Da eine Abstoßungsreaktion schwerwiegend und unter Umständen lebensbedrohlich sein kann, wird das Behandlungsteam frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um einer solchen Komplikation entgegenzuwirken.

Möglichkeiten der Vorbeugung und Behandlung

Folgende Möglichkeiten der Vorbeugung beziehungsweise Behandlung stehen zur Verfügung:

  • Liegt von vornherein ein erhöhtes Abstoßungsrisiko vor (zum Beispiel bei einem nicht vollständig passenden Spender), werden bereits im Rahmen der Konditionierungsbehandlung Antikörper verabreicht, die sich gegen die T-Lymphozyten des Empfängers richten (Anti-Thymozyten-Globulin, ATG). Anschließend erfolgen regelmäßige Blutkontrollen (so genannte Chimärismus-Analysen), um eine Neubildung von T-Lymphozyten beim Empfänger rechtzeitig zu erkennen [BAD2016].
  • Wenn es nach der Transplantation zu einer Abstoßungsreaktion kommt und diese rechtzeitig diagnostiziert wird, kann man mit Hilfe von immunschwächenden Medikamenten (zum Beispiel Kortison) versuchen, dieser entgegenzusteuern.
  • Unter Umständen muss die Transplantation nach einer erneuten Konditionierungsbehandlung wiederholt werden. In der Regel werden dann Stammzellen eines anderen Spenders gegeben.