Strahlentherapie

Autor: Maria Yiallouros, erstellt am: 23.03.2007, Zuletzt geändert: 28.04.2020

Eine Strahlentherapie wird standardmäßig bei Patienten ab dem dritten Lebensjahr durchgeführt. Sie erfolgt im Anschluss an die Operation oder, bei nicht operablen Tumoren wie den Hirnstamm-Tumoren (Ponsgliomen), auch an Stelle der Operation.

Im Rahmen der aktuellen Therapiepläne wird die Strahlentherapie zeitgleich mit einer Chemotherapie gegeben (siehe auch Kapitel "Ablauf der Behandlung"). Man spricht in diesem Fall auch von einer kombinierten Strahlen- und Chemotherapie.

Bei jüngeren Kindern (unter drei Jahren) ist das Gehirn aufgrund der noch nicht vollständig abgeschlossenen Gewebeentwicklung so empfindlich, dass eine Bestrahlungsbehandlung zu schweren Schädigungen des Gehirns führen würde und aus diesem Grund bei einer Erstbehandlung nicht vertretbar ist. (Bei fortschreitender Erkrankung oder einem Krankheitsrückfall kann eine Strahlentherapie unter Umständen auch bei Patienten unter drei (aber über 18 Monaten) in Frage kommen, ebenso, wenn das Kind auf eine Polychemotherapie nicht anspricht.)

Die Strahlentherapie kann bei Patienten mit einem hochmalignen Gliom oder einem Hirnstamm-Tumor (wie dem diffusen intrinsischen Ponsgliom) dazu beitragen, das Wachstum des Tumors für eine gewisse Zeit zum Stillstand zu bringen, tumorbedingte Symptome zu lindern und die Überlebenszeit des Patienten zu verlängern. Eine Heilung scheint nach derzeitigem Wissensstand durch die Strahlentherapie allein nicht möglich zu sein [KUE2006]. Allerdings kann bei einem radikal entfernten Tumor die Strahlentherapie (gemeinsam mit der Chemotherapie) dazu beitragen, dass im gesunden Hirngewebe (zum Beispiel im Randbereich des Tumors) verbliebene Tumorzellen zerstört werden und damit das Risiko eines Krankheitsrückfalls verringert wird [WOL2010] .

Wie wird die Strahlentherapie durchgeführt und was passiert bei einer Bestrahlung?

Die Strahlentherapie erfolgt mit energiereichen, elektromagnetischen Strahlen, die von außen durch die Haut auf die betroffene Region eingestrahlt werden. Die Strahlen verursachen Schäden im Erbgut der Zellen. Da Krebszellen ein weniger gut funktionierendes Reparatursystem haben als gesunde Zellen, können sie strahlenbedingte Schäden schlechter beheben, sie sterben ab.

Die eingesetzte Gesamt-Strahlendosis – sie wird in Gy- (Gray-)Einheiten gemessen – beträgt bei Patienten mit einem hochmalignen Gliom je nach Alter zwischen 54 Gy (bei Kindern von 3 bis 5 Jahren) und 59,5 Gy (bei Kindern ab 6 Jahren). Bei Patienten mit einem Gliom des Hirnstamms (Ponsgliom) wird die Gesamtstrahlendosis auf 54 Gy begrenzt. Im Falle eines Rückenmarktumors beträgt die Gesamtstrahlendosis, je nach Tumorausdehnung, zwischen 50,4 und 54 Gy. Um das gesunde Gewebe in der Umgebung so gut wie möglich zu schonen, wird die Gesamtdosis nicht in einmaliger Behandlung verabreicht, sondern in kleinen Portionen von 1,8 Gy eingestrahlt, zum Beispiel über sechs bis sieben Wochen täglich [KRA2008]. Die Wochenenden bleiben bestrahlungsfrei.

Vor Beginn der Behandlung werden die Größe und Lage der zu bestrahlenden Region von Spezialisten genau berechnet. Die Kinder und Jugendlichen werden in der Regel aktiv an der Bestrahlungsplanung beteiligt, das heißt, das Bestrahlungsteam erklärt die Geräte altersgerecht und die Patienten haben die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Die Bestrahlung als solche tut nicht weh und dauert auch jeweils nicht lange. Allerdings müssen die Patienten für den kleinen Moment, in dem die Strahlen aus dem Gerät in die Tumorregion gesandt werden, sehr ruhig liegen. Deshalb wird im Rahmen der Bestrahlungsplanung immer eine persönliche Kopfschale (Bestrahlungsmaske) angefertigt, die der Patient während den Sitzungen trägt und die dafür sorgt, dass der Kopf bei jeder Behandlungssitzung in derselben Position gelagert werden kann.

Weitere Einzelheiten dazu, wie sich Patienten und Angehörige auf eine Strahlentherapie vorbereiten können, finden Sie hier.

Gut zu wissen: Generell ist durch die heute eingesetzten modernen Bestrahlungstechniken und Therapieplanungssysteme eine sehr zielgenaue Strahlentherapie möglich, die, so hofft man, zu einer deutlich verminderten Belastung des gesunden, umgebenden Gehirngewebes führt.

Welche Nebenwirkungen hat die Strahlentherapie und welche Möglichkeiten zur Behandlung und Vorbeugung gibt es?

Die Strahlentherapie schädigt leider nicht nur die bösartigen Zellen. Trotz der sorgfältigen Therapieplanung und -durchführung wird zwangsläufig auch gesundes Gewebe, das sich in unmittelbarer Nähe der bestrahlten Region befindet, in Mitleidenschaft gezogen. Dadurch kann es zu Nebenwirkungen kommen, die das Wohlbefinden des Patienten beeinträchtigen.

Einige Nebenwirkungen sind akut, aber vorübergehend:

  • So können zum Beispiel zu Beginn der Bestrahlung durch die Reizung der Hirnhäute Kopfschmerzen auftreten.
  • Die Strahlentherapie kann auch zur Bildung einer Gewebeschwellung infolge von Wassereinlagerungen (Ödem) im bestrahlten Bereich (Strahlenödem) führen, welches wiederum mit einem erhöhten Schädelinnendruck und dadurch bedingten Symptomen (wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Lähmungen, Krampfanfällen) einhergehen kann.
  • Im Bereich der bestrahlten Kopfhaut werden die Haare ausfallen. Sie wachsen jedoch innerhalb der ersten Monate nach Bestrahlungsende nach. Selten kann es zu einem bleibenden Haarverlust kommen.
  • An der Haut selbst werden sich eine vorübergehende Trockenheit und Rötung zeigen. Liegen Gehörgang und Ohrmuschel im Bestrahlungsgebiet, kann es zu leicht nässenden Hautreaktionen kommen.
  • Eine Bestrahlung des gesamten Zentralnervensystems (zum Beispiel bei Metastasen) kann auch zu einer Beeinträchtigung der Knochenmarkfunktion und, damit einhergehend, zu einer Verminderung von roten und weißen Blutzellen sowie Blutplättchen führen. Dies ist wiederum mit der Gefahr einer Anämie, einer erhöhten Infektionsgefahr und erhöhtem Blutungsrisiko verbunden.
  • Bei manchen Patienten verursachen Kopfbestrahlungen Müdigkeit und ein erhöhtes Schlafbedürfnis; sie können bis zu mehreren Wochen oder Monaten nach Abschluss der Therapie andauern oder auch erst einige Zeit nach Abschluss der Therapie als späte Nebenwirkungen erstmalig auftreten.
  • Auch Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Schwindelgefühl und Sehstörungen kommen vor.
  • Möglich ist auch ein Nachlassen der Konzentration und Merkfähigkeit verbunden mit einem Nachlassen der schulischen Leistungen. Diese Beschwerden können sich in seltenen Fällen auch erst Monate nach Abschluss der Strahlentherapie einstellen (siehe auch Kapitel zu den Spätfolgen).
  • Bei einer Mitbestrahlung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) kann es zu Hormonstörungen kommen, die unter anderem zu Wachstums- und Entwicklungsverzögerungen führen können.

Gut zu wissen: Um den Nebenwirkungen der Strahlentherapie vorzubeugen oder diese zu behandeln, erfolgen unterstützende Behandlungsmaßnahmen. Auch der Patient selbst beziehungsweise seine Angehörigen können zur Linderung strahlenbedingter Folgeerscheinungen beitragen. Tipps hierzu finden Sie in unserem Text „Empfehlungen für zu Hause“. Individuelle Empfehlungen erhalten Sie von Ihrem Behandlungsteam.

Eine Strahlenbehandlung kann, abgesehen von therapiebegleitenden Nebenwirkungen, auch mit Spätfolgen verbunden sein; sie treten zum Teil erst Jahre nach der Therapie auf. Informationen dazu finden Sie im Kapitel "Spätfolgen".