Wie werden Zytostatika dosiert?
Autor: Dr. med. habil. Gesche Tallen, Redaktion: Maria Yiallouros, Freigabe: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Günter Henze, Zuletzt geändert: 05.06.2020
Für eine erfolgreiche Krebsbehandlung ist die optimale Wechselwirkung zwischen dem Medikament und der zu vernichtenden Zelle, bei gleichzeitiger Schonung von gesundem Gewebe, unbedingte Voraussetzung. Das heißt, das Zytostatikum muss in aktiver Form, in ausreichender Konzentration und zur rechten Zeit an jenem Ort in der Zelle ankommen, wo seine Eigenschaften wirken können und auch sollen.
Allgemein gilt: Eine höhere Dosierung bedeutet nicht immer eine höhere Wirkung, denn die Wirkung der meisten Zytostatika hängt von der Anzahl der Zellen ab, die sich gerade teilen oder teilen wollen.
Ruhende, sich nicht in Teilung befindende Zellen lassen sich nur schwer angreifen. Aus diesem Grund lassen sich in manchen Fällen mit weniger hoch dosierten Zytostatika, die über einen längeren Zeitraum verabreicht werden (und damit alle Phasen im Leben einer Krebszelle involvieren), eine insgesamt größere Wirkung und häufig auch weniger starke Nebenwirkungen erzielen. Hohe Dosierungen in kurzer Verabreichungszeit können wiederum den Vorteil haben, dass eine Krebszelle weniger Zeit hat, den ihr zugefügten Schaden zu reparieren beziehungsweise resistent zu werden.
Somit gibt es für verschiedene Krebserkrankungen jeweils unterschiedliche Erfahrungen zu Dosierung und Verabreichungsformen von Zytostatika, die darüber hinaus auch immer an die individuelle Situation des Patienten angepasst werden müssen.
Die Ärzte berechnen die Dosierung für Zytostatika bei Kindern und Jugendlichen gemäß den Erfahrungen und Empfehlungen der jeweils aktuellen Therapieoptimierungsstudien sowie nach dem Körpergewicht und/oder der Körperoberfläche des Patienten.
Vor jeder Verabreichung wird jedes Zytostatikum hinsichtlich seiner Substanz, Dosierung und Haltbarkeit von mehreren Mitarbeitern des Behandlungsteams mehrfach auf seine Richtigkeit überprüft. Beim Auftreten bestimmter Nebenwirkungen muss – je nachdem, wie oft diese auftreten und wie stark sie sind – die Dosis des entsprechenden Zytostatikums an die individuelle Situation des Patienten angepasst werden.