Strahlentherapie

Autor: Maria Yiallouros, erstellt am: 14.04.2008, Zuletzt geändert: 03.10.2020

Bei etwa 5 bis 10 % der Kinder und Jugendlichen mit einer akuten myeloischen Leukämie (AML) lassen sich zum Zeitpunkt der Erstdiagnose beziehungsweise zum Zeitpunkt einer Rezidivdiagnose Leukämiezellen im Zentralnervensystem (ZNS) nachweisen. Diese Patienten erhalten zusätzlich zu einer intensivierten intrathekalen Chemotherapie (Triple-Therapie) eine therapeutische Bestrahlung des Kopfes (Schädelbestrahlung), um Leukämiezellen in den Hirnhäuten zu vernichten. Leukämiezellen, die sich im ZNS angesiedelt haben, können durch eine Chemotherapie nicht in ausreichendem Maße bekämpft werden. Durch die Strahlenbehandlung sollen die bösartigen Zellen sicher beseitigt werden, um zu verhindern, dass sie den Ausgangspunkt für einen Krankheitsrückfall bilden. [CRE2018]

Wie wird die Strahlentherapie durchgeführt und was passiert bei einer Bestrahlung?

Die Strahlentherapie erfolgt mit energiereichen, elektromagnetischen Strahlen, die von außen durch die Haut auf die Region eingestrahlt werden werden (perkutane Strahlentherapie). Die Strahlen verursachen Schäden im Erbgut der Zellen. Da Leukämiezellen ein weniger gut funktionierendes Reparatursystem haben als gesunde Zellen, können sie strahlenbedingte Schäden schlechter beheben, sie sterben ab.

Die eingesetzte Gesamt-Strahlendosis – sie wird in Gray- (Gy-)Einheiten gemessen – richtet sich vor allem nach dem Alter des Patienten. Prinzipiell ist die verwendete Gesamt-Strahlendosis relativ gering. Kinder ab drei Jahren werden mit 18 Gy bestrahlt. Kinder unter drei Jahren erhalten reduzierte Strahlendosen (zum Beispiel 15 Gy. Um bei einer Bestrahlung das gesunde Gewebe in der Umgebung zu schonen, wird die Gesamtdosis nicht in einmaliger Behandlung verabreicht, sondern in kleinen Portionen von 1,5 Gy eingestrahlt, zum Beispiel über zwei bis drei Wochen täglich. Die Wochenenden bleiben bestrahlungsfrei.

Gut zu wissen: Säuglinge und Kleinkinder unter 18 Monaten erhalten keine Schädelbestrahlung. Die Zeit bis zum frühestmöglichen Beginn einer Bestrahlung wird stattdessen mit einer intrathekalen Chemotherapie (Triple-Therapie) überbrückt [CRE2018] [CRE2019]

Vor Beginn der Behandlung werden die Größe und Lage der zu bestrahlenden Region von Spezialisten genau berechnet. Die Kinder und Jugendlichen werden in der Regel aktiv an der Bestrahlungsplanung beteiligt, das heißt, das Bestrahlungsteam erklärt die Geräte altersgerecht und die Patienten haben die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Die Bestrahlung als solche tut nicht weh und dauert auch jeweils nicht lange. Allerdings müssen die Patienten für den kleinen Moment, in dem die Strahlen aus dem Gerät in die betroffene Region gesandt werden, sehr ruhig liegen. Deshalb wird im Rahmen der Bestrahlungsplanung immer eine persönliche Kopfschale (Bestrahlungsmaske) angefertigt, die der Patient während den Sitzungen trägt und die dafür sorgt, dass der Kopf bei jeder Behandlungssitzung in derselben Position gelagert werden kann.

Weitere Einzelheiten zur Strahlentherapie allgemein sowie zu Möglichkeiten der Vorbereitung für Patienten und Angehörige finden Sie hier.

Welche Nebenwirkungen hat die Strahlentherapie und welche Möglichkeiten zur Behandlung und Vorbeugung gibt es?

Die Strahlentherapie schädigt leider nicht nur die bösartigen Zellen. Trotz der sorgfältigen Therapieplanung und -durchführung wird zwangsläufig auch gesundes Gewebe, das sich in unmittelbarer Nähe der bestrahlten Region befindet, in Mitleidenschaft gezogen. Dadurch kann es zu Nebenwirkungen kommen, die das Wohlbefinden des Patienten beeinträchtigen. Einige Nebenwirkungen sind akut, aber vorübergehend:

  • Dazu gehören zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwellungen im Bereich der Bestrahlung, Hautrötungen bis hin zu sonnenbrandähnlichen Hautveränderungen, Entzündungen der Mundschleimhaut und Haarausfall.
  • Eine Bestrahlung kann, wie die Chemotherapie, zu einer Verminderung von weißen Blutzellen und Blutplättchen und somit zu einer erhöhten Infektionsgefahr und erhöhtem Blutungsrisiko führen.
  • Bei manchen Patienten verursachen Kopfbestrahlungen Müdigkeit und ein erhöhtes Schlafbedürfnis; sie können bis zu mehreren Wochen nach Abschluss der Therapie andauern.
  • Auch Fieber, Appetitlosigkeit, Schwindelgefühl und Sehstörungen kommen vor.

Gut zu wissen: Um den Nebenwirkungen der Strahlentherapie vorzubeugen oder diese zu behandeln, erfolgen unterstützende Behandlungsmaßnahmen. Auch der Patient selbst beziehungsweise seine Angehörigen können zur Linderung strahlenbedingter Folgeerscheinungen beitragen. Tipps hierzu finden Sie in unserem Text „Empfehlungen für zu Hause“. Individuelle Empfehlungen erhalten Sie von Ihrem Behandlungsteam.

Eine Strahlenbehandlung kann, abgesehen von therapiebegleitenden Nebenwirkungen, auch mit Spätfolgen verbunden sein; sie treten zum Teil erst Jahre nach der Therapie auf. Informationen zu möglichen Spätfolgen finden Sie im Kapitel "Spätfolgen".