Entnahme von Gewebe und Körperflüssigkeiten
Autor: Dr. med. habil. Gesche Tallen, Redaktion: Maria Yiallouros, Freigabe: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Günter Henze, Zuletzt geändert: 04.06.2020
Inhaltsverzeichnis
Die Gewinnung von Gewebe und Körperflüssigkeiten gehört zur so genannten invasiven, also „in den Körper eindringenden“ Diagnostik und umfasst hauptsächlich die unterschiedlichen Verfahren der Biopsie und Punktion.
Biopsie
Unter einer Biopsie versteht man, im Zusammenhang mit der Diagnose von Krebserkrankungen, die Entnahme einer Gewebeprobe für die feingewebliche (histologische) Untersuchung. Die Gewebeentnahme kann durch eine Punktion mit einer Hohlnadel erfolgen oder durch die Anwendung bestimmter feiner Werkzeuge, zum Teil im Rahmen einer Operation (zum Beispiel Probe-Exzision, stereotaktische Biopsie, Laparoskopie, Endoskopie). Die meisten Biopsien zählen zu den kleinen operativen Eingriffen. Sie werden in einer kurzen Narkose durchgeführt und tragen die entsprechenden Risiken einer Operation.
Punktion
Unter einer Punktion versteht man im Allgemeinen den Einstich einer Hohlnadel in ein Blutgefäß, einen Körperhohlraum, in Tumorgewebe und/oder normales Gewebe mit dem Ziel, Flüssigkeiten und/oder Gewebe für Laboruntersuchungen und/oder die feingewebliche Untersuchung zu entnehmen. Um eine Punktion gezielt zu steuern, werden je nach Lage und Größe des zu punktierenden Bereiches bildgebende Verfahren wie die Ultraschalluntersuchung und die Computertomographie eingesetzt.
Untersuchungen im Labor
Die mit Hilfe dieser Methoden gewonnenen Gewebeproben und/oder Körperflüssigkeiten werden in Routine- und/oder Speziallaboratorien (molekulargenetisches, histopathologisches und hämatologisches Labor) auf bestimmte Fragestellungen hin untersucht. Im histopathologischen Labor wird das entnommene Material mit verschiedenen Techniken vorbehandelt und anschließend vom Pathologen unter dem Mikroskop untersucht.
Dem Pathologen (Kinderpathologe, Neuropathologe) kommt in der Kinderkrebsheilkunde eine äußerst verantwortungsvolle Aufgabe zu: Er entscheidet, ob es sich bei dem, was er sieht, um Krebs handelt oder nicht. Außerdem muss er festlegen, welche Art von Krebserkrankung vorliegt und welche besonderen Eigenschaften diese auf mikroskopischer und/oder molekulargenetischer Ebene hat. Der Pathologe stellt also die entscheidende Diagnose, nach der sich alles Weitere richtet.
Um in diesem Zusammenhang Irrtümer so gut wie möglich zu vermeiden, wird die jeweils entnommene Gewebeprobe an mindestens noch ein weiteres kinderonkologisches Behandlungszentrum, das sogenannte Referenzzentrum, verschickt, um dort von einem zweiten erfahrenen Pathologen untersucht und begutachtet zu werden. Dies geschieht bei JEDEM Kind beziehungsweise Jugendlichen mit Verdacht auf eine Krebserkrankung.
Handelt es sich bei dem entnommenen Material um (Knochenmark-) Blut und vermutet man bei dem betroffenen Patienten eine Leukämie, wird dieses zusätzlich im hämatologischen Labor von einem Hämatologen / Onkologen untersucht.
Folgende Arten der Punktion / Biopsie werden im Anschluss näher erläutert: