Epidemiologische Studien

Autor: Dr. med. habil. Gesche Tallen, Zuletzt geändert: 26.02.2019

Im Rahmen epidemiologischer Studien analysieren Forscher große Gruppen (Kohorten) von Probanden (Gesunde, Patienten oder auch ehemalige Patienten).

Es sollen Erkenntnisse über mögliche Zusammenhänge zwischen bestimmten Krebsarten, deren Behandlung und den individuellen Lebensumständen eines Patienten gewonnen werden. Hier betrachtet man mögliche schützende Umstände (Familienzusammenhalt) oder Risikofaktoren (Essgewohnheiten, Rauchen Familienstruktur oder auch Lebensqualität). Eine epidemiologische Studie kann beispielsweise mithilfe von Fragebögen erfolgen, die die Probanden zuhause ausfüllen.

Epidemiologische Studien sind so genannte nicht-eingreifende (nicht-interventionelle) Studien. Das bedeutet, dass die Studienteilnehmer ausschließlich beobachtet werden und nicht wie bei klinischen Studien (siehe Klinische Studien) ein neues Medikament, Medizinprodukt oder Behandlungsverfahren geprüft wird. Demnach besteht die Hauptaufgabe der verantwortlichen Wissenschaftler neben dem Studiendesign (siehe Studiendesign) primär in der Sammlung und Analyse von Daten.

Wichtige Arten epidemiologischer Studien sind:

  • Kohortenstudien
  • Fall-Kontroll-Studien
  • Querschnittsstudien

Kohortenstudien

Kohortenstudien untersuchen Faktoren, die möglicherweise einen Einfluss auf eine Erkrankung, deren Verlauf, unerwünschte Nebenwirkungen oder Langzeitfolgen ausüben. Dazu vergleichen sie verschiedene Gruppierungen, wie zum Beispiel die Kohorte der Überlebenden einer Krebserkrankung, von denen wiederum eine Unterkohorte eine bestimmte Therapie erhalten hat und die andere nicht. Es soll herausgefunden werden, ob diese Therapie einen bestimmten Langzeit-Effekt auf die Lebensqualität der Überlebenden hat.

Es gibt prospektive und retrospektive Kohortenstudien. „Prospektiv“ bedeutet, dass die Untersuchungen in die Zukunft gerichtet sind, die Daten also noch erhoben werden. „Retrospektiv“ bezieht sich auf eine rückwirkende Analyse bereits erhobener Daten.

Fall-Kontroll-Studien

Fall-Kontroll-Studien sind in der Regel retrospektiv (siehe oben) angelegt. Hier wird die Kohorte von Erkrankten (Krankheits-„Fall“) mit der von Gesunden („Kontroll“-Gruppe) verglichen, beispielsweise im Hinblick auf bestimmte Krankheits-, Risiko- oder Schutzfaktoren.

Bei der Zusammenstellung dieser Kohorten wird besonders darauf geachtet, dass sich die zu untersuchenden Personen - außer bei den Faktoren von Interesse (zum Beispiel „Rauchen“) - nicht allzu stark unterscheiden. Auf diese Weise soll einer gewissen Verzerrung der Ergebnisse (so genanntes „Bias“) vorgebeugt werden.

Querschnittsstudien

Querschnittsstudien in der Medizin erheben Informationen zur Gesundheit einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zu einem festgelegten Zeitpunkt.

Deutsches Kinderkrebsregister

In der Pädiatrischen Onkologie ist das Deutsche Kinderkrebsregister (DKKR) [KAA2005b] am Institut für medizinische Biometrie und Epidemiologie (IMBEI) an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz mit der Erfassung und Durchführung von epidemiologischen Studien von Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland beauftragt.

Neben der fortlaufenden Registrierung von pädiatrisch-onkologischen Erkrankungen liegen die Arbeitsschwerpunkte des DKKR darin, zeitliche Tendenzen und regionalabhängige Veränderungen bezüglich des Auftretens (Inzidenz) pädiatrisch-onkologischer Erkrankungen aufzudecken, sowie Informationen zu Spätfolgen zu sammeln und zu analysieren. Die Ergebnisse stehen in den Jahresberichten des DKKR.

Wichtig zu wissen: Epidemiologische Studien liefern Beobachtungen, die auf bestimmte Zusammenhänge hindeuten können, diese jedoch nicht beweisen. Den jeweiligen Beweis können nur Untersuchungen in der Grundlagenforschung liefern, die gezielt Ursachen und Wirkungen analysieren.