Wie erfolgen Therapieplanung und Behandlung von Patienten mit einem Rezidiv des hochmalignen Glioms?
Autor: Maria Yiallouros, erstellt am: 23.03.2007, Zuletzt geändert: 17.09.2020
Liegt ein Krankheitsrückfall (Rezidiv) vor, wird zunächst die Möglichkeit einer erneuten Operation geprüft. An Stelle oder im Anschluss an eine Operation können Patienten mit einem Rezidiv außerdem nach verschiedenen Therapiestrategien behandelt werden.
Insgesamt ist die für den einzelnen Patienten jeweils angemessene Rezidiv-Therapiestrategie deutlich schwerer zu ermitteln als dies bei einer Ersterkrankung der Fall ist. Denn nicht nur die Eigenschaften des Rezidivtumors (wie Größe und Lage), sondern auch die jeweilige Vorbehandlung und die Erwartungshaltung von Patienten und Angehörigen können das weitere Vorgehen bestimmen. Vor allem die Erwartungshaltung ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung, da der Behandlungserfolg jeder Rezidivtherapie unsicher ist und deshalb auch das Nebenwirkungsspektrum der Therapie mit der jeweils resultierenden Einschränkung der Lebensqualität für den einzelnen Patienten eine sehr unterschiedliche Rolle spielen kann.
Für die Behandlung von Rezidivpatienten gibt es verschiedene Ansätze. Als mögliche Behandlungsstrategie wird im Folgenden die Immuntherapie mit dendritischen Zellen vorgestellt, die in Deutschland seit Februar 2018 im Rahmen einer neuen Studie erprobt wird. Darüber hinaus gibt es experimentelle Therapieansätze und verschiedene Möglichkeiten der Palliativtherapie, die bei der HIT-HGG-Studienleitung in Göttingen erfragt werden können.
Immuntherapie mit dendritischen Zellen
Eine relativ neue Behandlungsstrategie stellt die Immuntherapie von Rezidivtumoren mittels "dendritischer Tumorzellimpfung" dar. Bei der Tumorimpfung wird das Immunsystem des Körpers durch eine Impfung mit bestimmten Immunzellen (dendritische Zellen) gegen Tumorzellen sensibilisiert. Die Immunzellen können die Tumorzellen dadurch leichter als vorher erkennen und somit beseitigen [RUT2004]. Die Behandlung zeigte bei Kindern mit einem Krankheitsrückfall nicht nur eine gute Verträglichkeit, sondern auch eine vielversprechende therapeutische Wirksamkeit [ARD2010] [VLE2008]. Die Therapie lässt sich allerdings nur durchführen, wenn ausreichend steril schockgefrorenes Tumormaterial zur Herstellung der Tumorimpfung zur Verfügung steht.
Seit Februar 2018 besteht für Patienten mit Rückfall eines hochmalignen Glioms die Möglichkeit, an der klinischen Studie HIT-HGG-REZ-Immunovac teilzunehmen, die diese Art der Immuntherapie durchführt. Die Studie ist derzeit nur an einem Zentrum in Deutschland geöffnet (Universitätskinderklinik Würzburg). Sie steht unter der Leitung von Prof. Dr. med. Matthias Eyrich (Universitätsklinik Würzburg, Kontakt: eyrich_m@ukw.de). Seit Juli 2020 wird die Tumorzellimpfung im Rahmen dieser Studie noch zusätzlich durch die Gabe von so genannten Checkpoint-Inhibitoren ergänzt. Darunter versteht man eine Infusionstherapie mit Antikörpern, welche generell die Reaktionsfähigkeit von Immunzellen verstärkt. Durch die Kombination der dendritischen Tumorzellimpfung mit einer anschließenden Funktionsverstärkung der durch die Impfung angeregten Immunzellen soll die Effektivität der Immuntherapie voll ausgeschöpft werden.