Blutuntersuchungen

Autor: Maria Yiallouros, erstellt am: 14.04.2008, Zuletzt geändert: 10.12.2020

Eine umfassende Blutuntersuchung ist der erste entscheidende Schritt, um eine Leukämie zu diagnostizieren. Wichtig ist dabei festzustellen, ob bösartig veränderte weiße Blutzellen erkennbar sind und wenn ja, welche Untergruppe der weißen Blutzellen (Lymphozyten oder Granulozyten) von der Veränderung betroffen ist. Der Arzt wird daher zunächst ein so genanntes Blutbild anfertigen: Er entnimmt dazu etwas Blut und untersucht es auf seinen Anteil an roten Blutkörperchen, weißen Blutkörperchen und Blutplättchen. Auch der Hämoglobingehalt (Hb-Wert) des Blutes wird gemessen.

Außerdem überprüft der Arzt (oder auch das Labor) im so genannten Differentialblutbild die prozentuale Verteilung und das Aussehen der verschiedenen weißen Blutzellen (Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten): Er streicht dazu einen Tropfen Blut auf einem Objektträger aus und zählt und begutachtet die Zellen unter dem Mikroskop. Ist die Zahl der roten und weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen normal, so schließt dies eine Leukämie mit 95-prozentiger Sicherheit aus.

Abgesehen von Blutbild und Differentialblutbild dient eine Blutuntersuchung unter anderem auch der Überprüfung der Organfunktionen (zum Beispiel der Nieren und der Leber), der Gerinnungsfunktion des Blutes, dem Nachweis von Infektionen und der Feststellung der Blutgruppe. Diese Untersuchungen spielen, wenn die Diagnose AML sich bestätigt, eine wichtige Rolle insbesondere für die Therapieüberwachung und somit im weiteren Krankheitsverlauf. [CRE2019]

Blutbefund bei AML

Liegt eine AML vor, ist meist die Zahl der roten Blutkörperchen und der Blutplättchen vermindert (Anämie und Thrombozytopenie), da ihre Bildung durch das unkontrollierte Wachstum der Leukämiezellen im Knochenmark gestört wird.

Der Mangel an roten Blutkörperchen äußert sich unter anderem durch einen verringerten Hämoglobingehalt (Hb-Wert): Bei etwa 80 % der Patienten liegen die Hb-Werte unter 10 g/dl [HEN2004]; normal bei Kindern jenseits des Säuglingsalters sind Werte zwischen 10 und 16 g/dl (siehe auch Kapitel "Aufbau und Funktion von Knochenmark und Blut").

Die weißen Blutzellen (Leukozyten) verhalten sich unterschiedlich: Sie können bei manchen Patienten erhöht sein (Leukozytose), bei anderen erniedrigt (Leukozytopenie).

Eine Leukozytose ist dabei in der Regel auf eine erhöhte Zahl entarteter unreifer Myelozyten (Myeloblasten) im Blut zurückzuführen, bei der Leukozytopenie steht der Rückgang der gesunden Granulozyten unter dem Einfluss der leukämischen Zellen im Vordergrund. Neben normalen, reifen Zellen sind unreife Vorstufen weißer Blutkörperchen zu sehen, die normalerweise nur im Knochenmark vorkommen.

Eine ausgeprägte Leukozytose (Leukozytenzahlen: über 100.000 pro Mikroliter Blut) wird als Hyperleukozytose bezeichnet und kommt bei ungefähr 20 % der AML-Patienten vor [CRE2012a] [HEN2004]. Zum Vergleich: Ein Mikroliter (µl) Blut enthält normalerweise 5.000 bis 8.000 Leukozyten. Die Zahl der Leukozyten zum Zeitpunkt der Diagnose spielt auch eine Rolle bei der Risikoeinschätzung und somit bei der Therapieplanung.

Gut zu wissen: Mit Hilfe des Blutbildes lässt sich nur der Verdacht auf eine Leukämie stellen. Zur exakten Diagnose und Bestimmung der Leukämieform – also zur Abgrenzung einer AML von anderen Leukämiearten (ALL, CML und weiteren, selteneren Formen) und zur genauen Bestimmung der AML-Unterform – muss die Blutuntersuchung in jedem Fall durch eine Knochenmarkuntersuchung ergänzt werden (siehe Kapitel "Knochenmarkuntersuchung").

Weitere, allgemeine Informationen zur Blutuntersuchung erhalten Sie hier.