Möglichkeiten der Vorbeugung und Behandlung von Spätfolgen
Autor: Dr. med. habil. Gesche Tallen, Maria Yiallouros, erstellt am: 08.01.2008,
Zuletzt geändert: 23.04.2020
Die Vermeidung von Nebenwirkungen und Spätfolgen gehört mit zu den wichtigsten Zielen einer Krebsbehandlung.
Therapiestudien
Mit den heutigen Therapieoptimierungsstudien wird nicht nur versucht, die Wirksamkeit der Therapie weiter zu verbessern. Ein zentrales Ziel ist auch, ohne Einbußen im Behandlungserfolg die Neben- und Nachwirkungen der Therapie stetig zu reduzieren, zum Beispiel durch Einsatz moderner Techniken zur Therapieplanung und Therapiedurchführung sowie durch die Suche nach weniger aggressiven (aber ebenso wirksamen) Behandlungsmöglichkeiten (wie Verzicht auf Bestrahlung, Einsatz von Zytostatika mit geringeren Nebenwirkungen oder Herabsetzung der jeweiligen Behandlungsdosis).
Im Rahmen von Begleitstudien werden bestimmte Nachsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von hormonellen Störungen durchgeführt. Auch werden Patienten mit Hirntumoren und/oder deren Angehörige zu bestimmten Zeitpunkten der Behandlung – sofern sie damit einverstanden sind – zu verschiedenen Aspekten ihrer Situation befragt, damit behandlungsbedingte Veränderungen der Lebensqualität möglichst frühzeitig erkannt werden. Ziel der Untersuchung ist es, in Zukunft die Behandlung für Kinder und Jugendliche mit Medulloblastom, embryonalen, nicht-rhabdoiden ZNS-Tumoren und anderen Hirntumoren noch weiter zu verbessern und Erkenntnisse für eine gezielte Förderung und verbesserte Lebensqualität der Patienten zu gewinnen.
Rückwirkende Analysen
Das Deutsche Kinderkrebsregister (DKKR) Mainz sammelt im Rahmen eines langfristig angelegten Forschungsprojekts zu Zweitkrebserkrankungen nach Krebs im Kindesalter sämtliche Daten zu Zweittumoren und führt diese mit den entsprechenden Therapiedaten aus der Behandlung der ersten bösartigen Erkrankung zusammen [KAA2019] [KAA2009] [KAA2009a]. Das Ziel ist, auf diese Weise mögliche Zusammenhänge zwischen einzelnen Therapieelementen (zum Beispiel bestimmten Zytostatika, Strahlendosen) und dem späteren Auftreten einer Zweitkrebserkrankung festzustellen. Die Auswertung der Daten soll zur Entwicklung entsprechend nebenwirkungsärmerer Therapien beitragen.
Auch andere Arbeitsgruppen befassen sich mit der Erforschung von Spätfolgen und Lebensqualität mit dem Ziel, Erkenntnisse zur Minimierungen therapiebedingter Langzeitwirkungen zu erhalten [BOE2005a] [CAL2004c] [LAN2011] [CAL2007] [CAL2008a] [LIM2015] [REI2013b] [TAL2015].
Therapieüberwachung und Supportivtherapie
Lässt sich der Einsatz bestimmter Medikamente oder Behandlungsformen nicht vermeiden, wird durch die ständige und intensive Therapieüberwachung sowie durch den Einsatz unterstützender Behandlungsmaßnahmen (Supportivtherapie) alles getan, um eventuell auftretende Folgeerscheinungen zu reduzieren und langfristige Schäden zu vermeiden (siehe Informationen zur Supportivtherapie).
Nachsorge
Darüber hinaus wird der Patient auch nach Abschluss der Therapie durch regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen und im Rahmen spezifischer Rehabilitationsmaßnahmen weiter überwacht und betreut, so dass körperliche und seelische Folgeerscheinungen der Therapie schnellstmöglich entdeckt und behandelt werden können. Besonders in den ersten fünf bis zehn Jahren nach Ende der Therapie finden zahlreiche Kontrolluntersuchungen zur Erfassung und Behandlung von Spätfolgen statt [LAN2011] [SCH2013b] [TAL2015].
Rehabilitation
Informationen zu Reha-Konzepten und Reha-Maßnahmen finden Sie
hier
Nachsorge-Angebote
Suchen Sie Beratungsstellen, Sprechstunden oder andere Nachsorge-Angebote in Ihrer Region? Hier erhalten Sie eine Übersicht über viele der derzeit verfügbaren Nachsorge-Angebote im deutschsprachigen Raum. Eine gezielte Suche ist möglich.
Nachsorge-Angebote
Nachsorge-Broschüre
Gehirn- und Rückenmarkstumore
Die Broschüre "Nachsorge ist Vorsorge" der LESS-Studiengruppe richtet sich an Betroffene, die einem ZNS-Tumor im Kindes- und Jugendalter überstanden haben. Sie informiert über mögliche Spätfolgen und gibt Empfehlungen zur Nachsorge.
Informationsbroschüren
zu Fruchtbarkeit
Die Broschüren "Luzie möchte einmal Mutter werden" und "Micha möchte einmal Vater werden" richten sich an jugendliche Patientinnen / Patienten mit einer Krebserkrankung. Sie informieren über das Thema Fruchtbarkeit nach einer Krebstherapie sowie über Möglichkeiten zum Erhalt der Fruchtbarkeit durch vorbeugende und behandelnde Maß-
nahmen. Mit freundlicher Genehmigung der Autorin (Prof. Dr. med. Anja Borgmann-Staudt) erhalten Sie die Broschüren hier als PDF-Download und Video.
Weitere Informationen
zu Fruchtbarkeit und Fruchtbarkeitserhalt
Auf unseren Nachsorgeseiten finden Sie weitere Informationen, Broschürenhinweise und Links zum Thema Fruchtbarkeit nach einer Krebstherapie und zu Möglichkeiten des Fruchtbarkeitserhalts.
Mehr
Bitte beachten!
Der ausführliche Patiententext zu Medulloblastom, ZNS-PNET (jetzt embryonale Tumoren des ZNS genannt) und Pineoblastom wird derzeit überarbeitet.
Quellen und Referenzen
[KAA2019]
Kaatsch P, Grabow D, Spix C: German Childhood Cancer Registry - Anual Report 2018 (1980-2017). Institute of Medical Biostatistics, Epidemiology and Informatics (IMBEI) at the University Medical Center of the Johannes Gutenberg University Mainz 2019 [URI: www.kinderkrebsregister.de]
[KAA2009]
Kaatsch P, Reinisch I, Spix C, Berthold F, Janka-Schaub G, Mergenthaler A, Michaelis J, Blettner M: Case-control study on the therapy of childhood cancer and the occurrence of second malignant neoplasms in Germany. Cancer causes & control 2009, 20: 965 [PMID: 19263232]
[KAA2009a]
Kaatsch P, Debling D, Blettner M, Spix C: Second malignant neoplasms after childhood cancer in Germany - results from the long-term follow-up of the German Childhood Cancer Registry. Strahlentherapie und Onkologie 2009, 185 Suppl 2: 8 [PMID: 19685026]
[BOE2005a]
Bölling T, Schuck A, Willich N: RiSK – Register zur Erfassung strahlentherapiebedingter Spätfolgen bei Kindern und Jugendlichen. WIR - DLFH - Dachverband - Aktion für krebskranke Kinder e.V 2005, 4 [URI: www.kinderkrebsstiftung.de]
[CAL2004c]
Calaminus G: Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen mit Hirntumoren. WIR Informationsschrift der Aktion für krebskranke Kinder e.V. (Bonn) 2004, 2: 6 [URI: www.kinderkrebsstiftung.de]
[LAN2011]
Langer T, Meitert J, Dörr H-G, Beck J-D, Paulides M: Langzeitfolgen von onkologischen Erkrankungen bei Kindern - Erkennen, Vermeiden und Behandeln von Spätfolgen. Im Focus Onkologie 7-8, 2011 [URI: www.nachsorge-ist-vorsorge.de]
[CAL2007]
Calaminus G, Weinspach S, Teske C, Göbel U: Quality of survival in children and adolescents after treatment for childhood cancer: the influence of reported late effects on health related quality of life. Klinische Padiatrie 2007 May-Jun; 219: 152 [PMID: 17525909]
[CAL2008a]
Calaminus G, Barr R: Economic evaluation and health-related quality of life. Pediatric blood & cancer 2008, 50(5 Suppl): 1112 [PMID: 18360834]
[LIM2015]
Limond JA, Bull KS, Calaminus G, Kennedy CR, Spoudeas HA, Chevignard MP, Brain Tumour Quality of Survival Group, International Society of Paediatric Oncology (Europe) (SIOP-E): Quality of survival assessment in European childhood brain tumour trials, for children aged 5 years and over. European journal of paediatric neurology : EJPN : official journal of the European Paediatric Neurology Society 2015, 19: 202 [PMID: 25617909]
[REI2013b]
Reinmuth S, Hohmann C, Rendtorff R, Balcerek M, Holzhausen S, Müller A, Henze G, Keil T, Borgmann-Staudt A: Impact of chemotherapy and radiotherapy in childhood on fertility in adulthood: the FeCt-survey of childhood cancer survivors in Germany. Journal of cancer research and clinical oncology 2013, 139: 2071 [PMID: 24085598]
[TAL2015]
Tallen G, Resch A, Calaminus G, Wiener A, Leiss U, Pletschko T, Friedrich C, Langer T, Grabow D, Driever PH, Kortmann RD, Timmermann B, Pietsch T, Warmuth-Metz M, Bison B, Thomale UW, Krauss J, Mynarek M, von Hoff K, Ottensmeier H, Frühwald M, Kramm CM, Temming P, Müller HL, Witt O, Kordes U, Fleischhack G, Gnekow A, Rutkowski S, German Paediatric Brain Tumour Consortium (HIT-Network): Strategies to improve the quality of survival for childhood brain tumour survivors. European journal of paediatric neurology : EJPN : official journal of the European Paediatric Neurology Society 2015, 19: 619 [PMID: 26278499]
[SCH2013b]
Schuster S, Beck JD, Calaminus G, am Zehnhoff-Dinnesen A, Langer T: Nachsorge von krebskranken Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen - Erkennen, Vermeiden und Behandeln von Spätfolgen. AWMF online 2013 [URI: www.awmf.org]