Das Gefäßsystem
Autor: Dr. med. Gesche Tallen, erstellt am: 24.04.2007, Zuletzt geändert: 19.06.2015
Insbesondere vor der Entfernung von stark durchbluteten Tumoren werden oft Gefäßdarstellungen durchgeführt. Dieser Abschnitt soll helfen, sich besser vorstellen zu können, wie Gehirn und Rückenmark mit Blut versorgt werden und worauf besonders die Operateure und Strahlentherapeuten bei der Therapieplanung achten, damit diese Gefäßversorgung unverletzt bleibt.
Die Blutversorgung des Gehirns wird von Arterien und Venen vorgenommen.
Arterien
Das Gehirn wird von vier großen Arterien versorgt: den zwei inneren Kopfschlagadern (Arteriae carotides internae oder innere Karotiden) und den beiden Wirbelkanalarterien (Arteriae vertebrales). Diese Gefäße geben nach Eintritt in die Schädelgrube zahlreiche Äste ab, die zusammen einen geschlossenen Arterienring (Circulus arteriosus Willisii) an der Unterseite des Gehirns (Hirnbasis) bilden. Dieser enthält Verknüpfungen fast aller Hauptarterien innerhalb der Schädelhöhle, die wiederum verschiedene Äste abgeben und fest zugeordnete Versorgungsgebiete im Gehirn haben.
Venen
Die größten Venen liegen an der Oberfläche des Gehirns innerhalb der Hirnhäute, genauer gesagt, im Bereich der Spinngewebshaut (Arachnoidea). Die Hirnvenen fasst man in zwei Gruppen zusammen:
Oberflächliche Hirnvenen (Venae cerebri superiores): Hierbei handelt es sich um circa 10 bis 15 Venen, die das Blut aus allen Großhirnlappen sammeln und es in die großen Venenleiter an der Gehirnoberfläche (die auch Sinus genannt werden) ableiten (siehe auch Kapitel "Großhirn").
Tiefe Hirnvenen (Venae profundae): Diese sammeln unter anderem das Blut aus dem VeneZwischenhirn, aus den tief liegenden Strukturen der beiden Großhirnhälften (Hemisphären) und aus der weißen Substanz des Großhirns. Die tiefen Hirnvenen entleeren ihr Blut in die große Hirnvene (Vena cerebri magna oder Vena Galeni).
Bezug zur Kinderkrebsheilkunde
Abhängig von ihrer Lage können auch Hirntumoren auch den venösen Abfluss im Gehirn blockieren, so dass es in den betroffenen Gebieten zu Blutstauungen und Blutungen kommen kann. Diese können die ihrerseits zu einer Erhöhung des Drucks in der Schädelhöhle mit den entsprechenden Folgen führen.
Bestimmte Substanzen, die bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen erfolgreich angewandt werden, wie beispielsweise das Zytostatikum Asparaginase, bergen das Risiko der Entstehung von Blutgerinnseln, die unter anderem zu plötzlichen Verschlüssen von Hirnvenenleitern führen können (Sinusvenenthrombose). Diese Komplikation ist ein Notfall und muss umgehend intensivmedizinisch behandelt werden.