Spätfolgen der Stammzelltransplantation
Autor: Maria Yiallouros, erstellt am: 14.04.2008, Zuletzt geändert: 13.07.2021
Eine Stammzelltransplantation (SZT), insbesondere die allogene Stammzelltransplantation, ist noch immer mit erheblichen akuten Nebenwirkungen und Langzeitfolgen behaftet. Sie sind auf die Hochdosis-Chemotherapie (so genannte Konditionierung) sowie auf die Stammzelltransplantation selbst zurückzuführen [ARM2011] [BHA2021] [BRE2002] [EBE2006a] [HAN2018] [LEI2002].
- Durch die allogene Stammzelltransplantation kommt es bei etwa 10 % der Patienten zu einer chronischen Spender-gegen-Empfänger-Reaktion (englisch: „Graft-versus-Host-Disease“, abgekürzt: GvHD), die sich gegen verschiedene Organe und Organsysteme richten kann. Betroffen sind hauptsächlich Haut, Leber und der Magen-Darm-Trakt.
- Aufgrund der Therapie sind auch Schädigungen von Lunge, Herz, Nieren, Nervensystem, Knochenmark und Muskulatur möglich.
- Besonders gefährdet ist das Hormonsystem (endokrine System) des Patienten; es kann teilweise oder komplett ausfallen. Häufig tritt eine Schilddrüsenunterfunktion auf. Nicht selten sind auch Wachstumsverzögerungen (durch eine Störung der Wachstumshormonausschüttung) sowie eine Verzögerung der Pubertät (durch beeinträchtigte Bildung von Geschlechtshormonen). Aus diesem Grund ist die langfristige hormonelle Nachsorge von SZT-Patienten besonders wichtig. Sie umfasst die regelmäßige Untersuchung des Patienten und, gegebenenfalls, eine Behandlung mit entsprechenden Hormonen [DEN2014].
- Die intensive Chemotherapie vor der Stammzelltransplantation führt, anders als in der Regel eine Standard-Chemotherapie, oft zu einer bleibenden Unfruchtbarkeit [BOR2020] [PFI2015]. Für Patientinnen und Patienten nach Eintritt der Pubertät besteht, wie bereits im Abschnitt „Spätfolgen nach Chemo- und Strahlentherapie“ beschrieben, unter Umständen vor Therapiebeginn die Möglichkeit, Eizellen beziehungsweise Spermien zu gewinnen und einzufrieren (so genannte Kryokonservierung).
- Des Weiteren besteht ein erhöhtes Risiko, dass zu einem späteren Zeitpunkt eine zweite bösartige Tumorerkrankung eintritt. Das Risiko ist bei einer Kombination von Chemo- und Strahlentherapie höher als bei alleiniger Chemotherapie. Auch eine chronische Spender-gegen-Empfänger-Erkrankung begünstigt die Entstehung von Zweittumoren, denn sie führt zu einer anhaltenden Beeinträchtigung des Immunsystems. Vor allem Zweitkrebserkrankungen der Haut spielen hier eine Rolle [BAK2003] [BOM2015].
- Durch die Stammzelltransplantation können sich zudem Störungen des Zucker- und Fettstoffwechsels, des Geschmackssinns sowie psychische Beeinträchtigungen einstellen.
- Je nach Behandlungsumfang und -intensität sowie der Art der Vorbehandlung kann es zu einer gewissen Einschränkung der kognitiven Leistungsfähigkeit kommen (zum Beispiel Konzentration, Merkfähigkeit). Auch körperliche Einbußen, beispielsweise hinsichtlich Kraft und Ausdauer, sind möglich.