Blutuntersuchungen
Autor: Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 01.03.2021
Eine umfassende Blutuntersuchung ist der erste entscheidende Schritt, um eine Leukämie zu diagnostizieren. Wichtig ist dabei festzustellen, ob bösartig veränderte weiße Blutzellen vorhanden sind und wenn ja, welche Untergruppe der weißen Blutzellen (Lymphozyten oder Granulozyten) von der Veränderung betroffen ist. Der Arzt wird daher zunächst ein so genanntes Blutbild anfertigen: Er entnimmt dazu etwas Blut und untersucht es auf seinen Anteil an roten Blutkörperchen, weißen Blutkörperchen und Blutplättchen. Auch der Hämoglobingehalt (Hb-Wert) des Blutes wird gemessen.
Außerdem überprüft der Arzt im so genannten Differentialblutbild die prozentuale Verteilung und das Aussehen der verschiedenen weißen Blutzellen (Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten). Er streicht dazu einen Tropfen Blut auf einem Objektträger aus und zählt und begutachtet die Zellen unter dem Mikroskop. Ist die Zahl der roten und weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen normal, so schließt dies eine Leukämie mit 95-prozentiger Sicherheit aus.
Blutbefund bei ALL
Liegt eine ALL vor, ist meist die Zahl der roten Blutkörperchen und der Blutplättchen vermindert (Anämie beziehungsweise Thrombozytopenie), da ihre Bildung durch das unkontrollierte Wachstum der Leukämiezellen im Knochenmark gestört wird.
Der Mangel an roten Blutkörperchen äußert sich unter anderem durch einen verringerten Hämoglobingehalt (Hb-Wert): Bei etwa 80 % der Patienten liegen die Hb-Werte unter 10 g/dl; normal bei Kindern jenseits des Säuglingsalters sind Werte zwischen 10 und 16 g/dl (siehe auch Kapitel „Aufbau und Funktion von Knochenmark und Blut“).
Die weißen Blutzellen (Leukozyten) verhalten sich unterschiedlich: Sie können bei manchen Patienten erhöht sein (Leukozytose), bei anderen erniedrigt (Leukozytopenie).
Eine Leukozytose ist in der Regel auf eine erhöhte Zahl entarteter unreifer Lymphozyten (Lymphoblasten) im Blut zurückzuführen, bei der Leukozytopenie steht der Rückgang der Granulozyten unter dem Einfluss der leukämischen Zellen im Vordergrund. Neben normalen, reifen Zellen sind unreife Vorstufen weißer Blutkörperchen zu sehen, die normalerweise nur im Knochenmark vorkommen.
Eine ausgeprägte Leukozytose ist weniger häufig als eine Anämie oder Thrombozytopenie: So genannte Hyperleukozytosen (Leukozytenzahlen über 100.000 pro Mikroliter Blut) finden sich nur bei ungefähr 10 % der ALL-Patienten. Bei etwa 50 % aller Kinder mit einer ALL liegt die Leukozytenzahl zum Zeitpunkt der Diagnose bei unter 10.000 pro Mikroliter Blut. Zum Vergleich: Ein Mikroliter (µl) Blut enthält normalerweise 5.000 bis 8.000 Leukozyten. [HEN2004]
Die Zahl der Leukozyten zum Zeitpunkt der Diagnose spielt eine wichtige Rolle bei der Risikoeinschätzung und ist somit richtungweisend für die Therapieplanung.
Gut zu wissen: Mit Hilfe des Blutbildes lässt sich nur der Verdacht auf eine Leukämie stellen. Zur exakten Diagnose und Bestimmung der Leukämieform – also zur Abgrenzung einer ALL von anderen Leukämiearten (AML, CML und weiteren, selteneren Formen) und zur genauen Bestimmung der ALL-Unterform – muss die Blutuntersuchung jedoch in jedem Fall durch eine Knochenmarkuntersuchung ergänzt werden.
Die Blutuntersuchung dient generell der Überprüfung verschiedenster Werte. So werden, abgesehen von Blutbild und Differentialblutbild, beispielsweise auch die Funktion verschiedener Organe (wie Leber und Niere) überprüft, die Blutgruppe bestimmt und der Patient auf möglicherweise vorliegende Infektionen untersucht.
Hier finden Sie weitere, allgemeine Informationen zur Blutuntersuchung.