Wie erfolgt die Behandlung von Patienten mit einem Rezidiv des Hodgkin-Lymphoms?
Autor: Maria Yiallouros, erstellt am: 04.02.2009, Zuletzt geändert: 19.06.2021
Patienten, die einen Krankheitsrückfall (Rezidiv) erleiden oder deren Erkrankung auf die Standardbehandlung nicht anspricht, erhalten eine erneute beziehungsweise intensivere Behandlung. Als Behandlungsmaßnahmen stehen Chemotherapie und Strahlentherapie sowie Hochdosis-Chemotherapie und autologe Stammzelltransplantation zur Verfügung.
Welche Behandlung für den einzelnen Patienten in Frage kommt, hängt in erster Linie davon ab, zu welchem Zeitpunkt der Rückfall auftritt und welche Behandlung der Patient im Rahmen der Erstbehandlung erhalten hat (das heißt, welcher Therapiegruppe er zugeordnet war).
Spätrezidiv bzw. frühes Krankheitsstadium bei Ersterkrankung
Tritt das Rezidiv erst spät auf (also frühestens ein Jahr nach Therapieende), können mit einer kombinierten Chemo- und Strahlentherapie sehr gute Ergebnisse erzielt werden [SCH2005l]. Eine gute Wirkung zeigen Chemo- und Strahlentherapie auch bei Patienten, deren Ersterkrankung in einem frühen Krankheitsstadium diagnostiziert wurde (Patienten der Therapiegruppe 1 / des Therapielevels 1) und/oder die noch keine Strahlentherapie erhalten haben.
Für die chemotherapeutische Behandlung des Rezidivs (Salvage-Therapie genannt) werden allerdings andere Medikamentenkombinationen verwendet als bei der Ersterkrankung. Gängige Kombinationen sind zum Beispiel Ifosfamid, Gemcitabin, Prednisolon, Vinorelbin [IGEV] und Ifosfamid, Etoposid und Prednison [IEP]. Weitere Kombinationen sind Dexamethason, hochdosiertes Cytarabin (Ara-C) und Cisplatin [DHAP], gegebenenfalls auch Bendamustin / Brentuximab.
Frührezidiv oder Tumorprogression bzw. fortgeschrittenes Krankheitsstadium bei Ersterkrankung
Bei Patienten mit einem Frührezidiv oder mit einer noch während der Erstbehandlung fortschreitenden Erkrankung sind eine alleinige konventionelle Chemotherapie und Strahlentherapie weniger erfolgversprechend [SCH2005l]. Ähnliches gilt auch für Patienten, die bereits bei der Erstbehandlung eine sehr intensive Chemo- und Strahlentherapie erhalten haben.
Um ein gutes Behandlungsergebnis und somit eine gute Aussicht auf Heilung zu erzielen, ist oft zusätzlich eine hochdosierte Chemotherapie mit anschließender autologer Stammzelltransplantation erforderlich. Voraussetzung für die Durchführung dieser Behandlung ist allerdings, dass zumindest ein Teil der bösartigen Zellen (mindestens 50 %) bereits zuvor durch eine Salvage-Chemotherapie zerstört werden konnten, also eine Teilremission eingetreten ist.
Die Salvage-Therapie besteht aus vier Chemotherapieblöcken (mit Ifosfamid, Gemcitabin, Prednisolon, Vinorelbin [IGEV]), die unmittelbar vor der Hochdosistherapie gegeben werden. Das Ansprechen der Erkrankung auf diese Therapie wird nach Therapieblock zwei und vier überprüft (frühes beziehungsweise spätes Therapieansprechen). Ein gutes frühes Ansprechen spricht für die Durchführung der Hochdosis-Chemotherapie.
[Bei einem schlechten frühen Ansprechen würde statt einer Hochdosis-Chemotherapie eine andere Art der Chemotherapie erfolgen (zum Beispiel mit zwei Blöcken DHAP oder zwei Blöcken Bendamustin / Brentuximab, siehe auch vorheriges Kapitel)].
Falls nach der Stammzelltransplantation noch Resttumorbereiche festgestellt werden, kann unter Umständen eine Bestrahlung oder auch eine chemotherapeutische Erhaltungstherapie (16 Zyklen Brentuximab) folgen [MOS2015].
Gut zu wissen: In Zukunft wird die die Rezidivbehandlung nicht mehr innerhalb von Studien, sondern nur noch nach Leitlinien (Guidelines) erfolgen. Der Einsatz von neuen Substanzen wie Brentuximab oder anderen, bislang nicht verwendeten Zytostatika-Kombinationen erfolgt anhand von Erfahrungen aus den Erwachsenen-Hodgkin Lymphom-Studiengruppen.