Überblick: Untersuchungen in der Nachsorge

Nach einer Krebserkrankung und deren Behandlung können Spätfolgen vor allem an den Organen ausgelöst werden, die in Tabelle 1 aufgelistet sind. Die notwendigen Basisuntersuchungen für die Entwicklung von Spätfolgen in den verschiedenen Bereichen Endokrinium, Zentralnervensystem, Gehöhr, Herz, Lunge, Niere sowie bezogen auf chronische Infektionen und Zweitmalignom sind in Tabelle 2 zusammengefasst und entsprechen in der Auswahl der Untersuchungsmaßnahmen dem, was den Wissensstand der öffentlichen Literatur entspricht
Alle Kinder, die mit der Diagnose einer Krebserkrankung in die Klinik aufgenommen werden, sollten entsprechend der beschriebenen Untersuchungsmethodik evaluiert werden. Dabei ist eine Basisuntersuchung und ein erweitertes Vorgehen definiert. Die Basisuntersuchungen werden allen Überlebenden angeboten. Bei einer entsprechenden Indikation, die von der individuellen Krankengeschichte abhängig ist, kann die Nachsorge mit den angegebenen erweiterten Methoden differenziert werden.
Ist die 5-jährige Nachbeobachtungszeit beendet, können weitere Kontrolluntersuchungen reduziert werden. Dies trifft jedoch nicht für das endokrine System jüngerer Kinder zu, das auf jeden Fall bis zur Pubertät untersucht werden sollte. Als wichtigster Langzeitverlaufparameter muß bei allen Geheilten auf die Kardiotoxizität und auf die Entwicklung eines Zweitmalignoms geachtet werden. Diese Bereiche sollten in Zusammenarbeit dann auch langfristig mit den niedergelassenen Kollegen untersucht werden. Studienspezisfische, krankheitsbezogene Nachsorgepläne finden Sie hier.

Tabelle 1: Markiert sind Bereiche mit mögliche Spätfolgen nach onkologischen Grunderkrankungen und Therapiekonzepten der GPOH. Sie werden mit + bekannt, (+) möglich und - eher unwahrscheinlich bewertet. Nach einer Bestrahlung im Gesicht-, Hals- und Thoraxbereich ist eine Schilddrüsenuntersuchung indiziert.

Bereich

Osteosarkom

EWING-
Sarkom

Weichteil-
sarkom

Neuro-
blastom

ZNS

-

-

-

-

Wachstum

-

-

(+)

(+)

Gehöhr

+

-

+

+

peripheres Nervensystem

-

-

-

-

Schilddrüse

-

-

(+)

-

Hoden

+

+

+

+

Ovar

(+)

(+)

(+)

(+)

Herz

+

+

+

+

Lungen

-

-

-

-

Nieren

+

+

+

+

chron.
Infektionen

(+)

(+)

(+)

(+)

Zweitmalignom

+

+

+

+

Lebensqualität

(+)

(+)

(+)

(+)

Bereich

Wilmstumor

Keimzelltumor

Hepatoblastom

Medullobalstom

ZNS

-

(+)

-

+

Wachstum

(+)

(+)

(+)

+

Gehöhr

-

+

(+)

+

periph. Nerven

-

-

-

(+)

Schilddrüse

-

-

-

(+)

Hoden

-

+

(+)

+

Ovar

(+)

+

(+)

(+)

Herz

+

+

+

(+)

Lungen

-

+

-

+

Nieren

+

+

+

(+)

chron. Infektionen

(+)

(+)

(+)

(+)

Zweitmalignom

(+)

(+)

(+)

+

Lebensqualität

(+)

(+)

(+)

+

Bereich

Non-B-ALL, T-NHL

B-ALL/ NHL/LCAL

AML

M.Hodgkin

ZNS

+

(+)

+

-

Wachstum

(+)

(+)

(+)

(+)

Gehöhr

-

-

-

-

periph. Nerven

-

-

-

-

Schilddrüse

(+)

(+)

(+)

+

Hoden

+

+

+

+

Ovar

(+)

(+)

(+)

(+)

Herz

+

+

+

+

Lungen

(+)

(+)

-

+

Nieren

(+)

(+)

-

(+)

chron. Infektionen

(+)

(+)

(+)

(+)

Zweitmalignom

+

+

+

+

Lebensqualität

(+)

(+)

(+)

(+)

Tabelle 2: Mit diesem Methodenspektrum können die in der Tabelle 1 aufgeführten Organe untersucht werden

Bereich

Methoden
  Basis

Methoden Erweiterung

Klinische Untersuchung mit Neurologie, Blutdruck, Gewicht, Körperhöhe

WHO-Score

 

ZNS

Neurol. Untersuchung, Schwerpunkt Feinmotorik, Koordination

Neuropsychologische Testverfahren, CT/NMR

periphere Nerven

Neurologische Untersuchung

Nervenleitgeschwindigkeit

Endokrines System
1) Schilddrüse
2) Hoden/Ovar

Perzentilkurve, Körpergewicht,-höhe, Sitzhöhe, Tanner-Stadien, Hodenvolumen

Cortisol, IGF1, IGF-BP3, Wachstumshormondiagnostik
TSH, fT4
Reifungsstörung/Fertilität
männl: FSH, LH, Prolaktin, Testosteron (Spermiogramm)
weibl: FSH, LH, Prolaktin, Östradiol, Zyklusnamnese

Gehöhr

Audiometrie

Tonschwellenaudiometrie, Otoakkustische Emissionen

Herz

Echokardiogramm, EKG

Langzeit-EKG, Belastungs-EKG, Radionuklidventrikulographie

Lungen

Thoraxaufnahme, Spirometrie

Ganzkörperplethysmographie, Atem-Blutgasanalyse

Niere

Urinstatus, Serumelektrolyte, Phosphor, Wachstumskurve, Kreatinin-(clearence), tubuläte Phosphatreabsoption

Glukose, aminiosäureausscheidung, Inulinc-Clearence, Albumin, alpha-2-Microglobulin, Sonographie

Chron. Infektionen

BSG, Bilirubin, Transaminasen

Hepatitis b, C, EBV, Immunsstatus

Zweitmalignom

Risiko beachten

 

Lebensqualität

PEDQoL

 
     

Quelle: AWMF-online-Leitlinie Pädiatrische Onkologie/Hämatologie: Erfassung von Spätfolgen