Welche Spätfolgen der Behandlung gibt es und welche Möglichkeiten der Vorbeugung und Behandlung stehen zur Verfügung?
Autor: Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 30.07.2021
Durch die heutigen Behandlungsmaßnahmen können etwa 90 % der Kinder und Jugendlichen mit akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) geheilt werden [ERD2020]. Der Großteil der Patienten führt dank der sehr spezifischen Therapie ein normales Leben.
Die intensive Therapie, die für eine erfolgreiche Behandlung erforderlich ist, führt zu den bekannten akuten Nebenwirkungen (zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall oder erhöhte Infektanfälligkeit), die sich nach Abschluss der Behandlung zurückbilden (siehe auch Kapitel „Behandlungsmethoden“). Darüber hinaus ist die Behandlung bei einigen Patienten jedoch auch mit Nebenwirkungen oder Komplikationen verbunden, die erst längere Zeit nach Abschluss der Therapie auftreten (so genannte Spätfolgen). Je intensiver die Behandlung war, umso größer ist das Risiko, dass Langzeitwirkungen der Therapie die Lebensqualität des Patienten später in der einen oder anderen Weise beeinträchtigen [CAL2003] [PEE2009a].
Sowohl Chemotherapie als auch Strahlentherapie können zu Spätfolgen führen; einige der wichtigsten werden im Folgenden aufgeführt. Eine Stammzelltransplantation (SZT) mit vorausgehender Hochdosis-Chemotherapie und Ganzkörperbestrahlung ist in der Regel verstärkt mit Langzeitfolgen belastet [BRE2002] [BOR2008] [LEI2002].
Spätfolgen können nahezu alle Organsysteme betreffen: Herz, Lunge, Leber, Darm, Harnblase, Bauchspeicheldrüse, Geschlechtsorgane, Hormondrüsen, Knochen und Muskulatur. Eine gravierende Spätfolge ist auch das Auftreten einer Zweitkrebserkrankung.
Die möglichen Auswirkungen der Therapie sind von Anfang an zu bedenken. Es darf dabei aber nicht vergessen werden, dass es hier um die Behandlung einer Krankheit geht, die ohne Therapie immer tödlich verläuft!
Basisliteratur
- Borgmann-Staudt A, Balcerek M, Jantke A, Hinz S: Beeinträchtigung der Gonadenfunktion nach Chemo- und Strahlentherapie im Kindes- und Jugendalter: Risiken, Diagnostik, Prophylaxe- und Behandlungsmöglichkeiten. Leitlinie der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie AWMF online 2020 [URI: www.awmf.org]
- Denzer C: Endokrinologische Nachsorge nach onkologischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter - Evidenzbasierte Leitlinie (S3) der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie e. V. (DGKED), der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie e. V. (GPOH) und der beteiligten medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften. AWMF online 2014 [URI: www.awmf.org]
- Schuster S, Beck JD, Calaminus G, am Zehnhoff-Dinnesen A, Langer T: Nachsorge von krebskranken Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen - Erkennen, Vermeiden und Behandeln von Spätfolgen. AWMF online 2013 [URI: www.awmf.org]
- Langer T, Meitert J, Dörr H-G, Beck J-D, Paulides M: Langzeitfolgen von onkologischen Erkrankungen bei Kindern - Erkennen, Vermeiden und Behandeln von Spätfolgen. Im Focus Onkologie 7-8, 2011 [URI: www.nachsorge-ist-vorsorge.de]
- Schreiber-Gollwitzer BM, Rauscher-Lacher, H: Kognitive Spätfolgen nach allogener oder autologer Stammzelltransplantation im Kindesalter. WIR - Die Zeitschrift der Deutschen Leukämie-Forschungshilfe e.V. und der Deutschen Kinderkrebsstiftung 4 / 2007 [URI: www.kinderkrebsstiftung.de]
- Langer T, Dörr HG, Bielack S, Jürgens H, Göbel U, Willich N and Beck JD: Spätfolgen in der Nachsorge von krebskranken Kindern und Jugendlichen. Der Onkologe 2005, 11: 1101 [DOI: 10.1007/s00761-005-0933-2]
- Langer T, Führer M, Stöhr W, Dörffel W, Dörr H, Bielack S, Rossi R, Kaatsch P, Beck J: Die Überlebenden einer Krebserkrankung im Kindesalter. Monatsschr Kinderheilkd 2002, 150: 942 [DOI: 10.1007/s00112-002-0524-x]