Krankheitszeichen: Welche Beschwerden haben Patienten mit erhöhten Thrombozytenzahlen (Thrombozytosen)?
Autor: Prof. Dr. med. Markus Metzler, erstellt am: 07.07.2014, Zuletzt geändert: 09.07.2014
Die verschiedenen gesundheitlichen Probleme von Kindern und Jugendlichen mit erhöhter Zahl an Blutplättchen (Thrombozyten) entstehen überwiegend durch die gesteigerte Gerinnungsfähigkeit des Blutes, das heißt einer Neigung der vielen Thrombozyten, spontan miteinander zu verklumpen und Blutgerinnsel zu bilden, die wichtige Blutgefäße verstopfen (Thrombosen).
Früher wurden Blutungsereignisse als häufige Symptome der Thrombozytose betrachtet. Hingegen zeigen neuere Untersuchungen, dass größere oder lebensbedrohliche Blutungen bei der Thrombozytose eher selten auftreten und meist nur bei sehr hohen Plättchenzahlen beobachtet werden. Diese Blutungsneigung erklärt man mit einer Funktionsstörung der Thrombozyten (sogenanntes Funktionelles von Willebrand-Syndrom).
Davon sind in erster Linie Patienten mit einer primären Thrombozytose betroffen. Diese Form geht mit einer erhöhten Plättchenzahl einher, die nicht durch eine andere Erkrankung, ein Medikament oder andere Zustände ausgelöst wurde (sekundäre/reaktive Thrombozytose), sondern genetisch bedingt ist (siehe Ursachen).
Gesundheitliche Probleme bei primärer Thrombozytose
- Blutgerinnsel in Blutgefäßen (Thrombosen), zum Beispiel in Arterien des Gehirns, des Herzens und des Darmes, oder in der großen Vene der Leber (Pfortader) und der großen Hohlvene
- ausgeprägte und häufige Schleimhautblutungen (aus der Nase, beim Zähneputzen)
- Blutungen im Magen-Darm-Trakt (gastrointestinale Blutung)
- außergewöhnlich ausgeprägte blaue Flecken (Hämatome)
- manchmal erhöhter Bauchumfang (durch vermehrten Thrombozytenabbau in der Milz)
Eltern sollten wissen:
Thrombosen sind oft die ersten Beschwerden bei primärer Thrombozytose. Viele betroffene Kinder und Jugendliche klagen wiederholt über Kopfschmerzen. Diese können Hinweise auf Thrombosen in Hirngefäßen sein.
Einnahme der "Anti-Baby-Pille", Schwangerschaft, Drogenkonsum (Rauchen), Übergewicht, Flüssigkeitsmangel, sowie starke körperliche Anstrengungen steigern das Thromboserisiko.
Gesundheitliche Probleme bei sekundärer Thrombozytose
Die bei Kindern und Jugendlichen häufigste Form der Thrombozytenerhöhung, die sekundäre (reaktive) Thrombozytose (siehe Ursachen) erzeugt meist keine wesentlichen Beschwerden. Sie wird eher zufällig bei einer Blutentnahme festgestellt, die aus anderen Gründen (beispielsweise im Rahmen einer Infektionsdiagnostik) veranlasst wurde.
Eltern sollten wissen:
Kinder und Jugendliche mit bekannter Thrombozytose sollten keine Medikamente einnehmen, die die Plättchenzahlen weiter steigern können (zum Beispiel die "Anti-Baby-Pille").
Die Gabe/Einnahme jedes (auch rezeptfreien) Medikaments sowie der Verzehr von Nahrungsergänzungsmitteln beziehungsweise deren unerwünschte Nebenwirkungen sollten bei Kindern und Jugendlichen vorher mit dem Arzt besprochen werden, auch wenn diese nicht an Vorerkrankungen leiden.