Ursachen: Wie entsteht eine Immunthrombozytopenie (ITP)?

Autor: PD Dr. med. Gesche Tallen, erstellt am: 14.02.2012, Redaktion: Ingrid Grüneberg, Freigabe: Prof. Dr. med. U. Creutzig, Prof. Dr. med. W. Eberl, Zuletzt geändert: 03.08.2012

Die Immunthrombozytopenie (ITP) ist eine erworbene, nicht ansteckende Erkrankung, die durch Störungen des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystem) verursacht wird. Diesen Störungen können folgende Zustände zugrunde liegen:

  • Abwehrmechanismen gegen körpereigenes Gewebe (autoimmunreaktionen)
  • Entzündungspartikel oder andere Fremdstoffe im Blut (z. B. Bestandteile von Bakterien, Viren oder Pilzen im Rahmen von Infektionen, bestimmte Medikamente)

Autoimmunreaktionen gegen Blutplättchen

Aus noch nicht vollständig geklärten Gründen ist die Körperabwehr bei dieser ITP-Form derart überaktiv, dass Abwehrstoffe (Antikörper) gegen Bestandteile der eigenen Blutplättchen produziert werden. Diese so genannten Autoantikörper verklumpen mit den Blutplättchen und setzen dadurch eine Reihe von körpereigenen Abwehrmechanismen in Gang, die letztlich zum gesteigerten Thrombozytenabbau und in der Folge zu einem Thrombozytenmangel führen. Diese Form der ITP wird auch als primäre ITP bezeichnet (siehe Krankheitsformen).

Gestörte körpereigene Abwehr durch Fremdstoffe im Blut

Bei diesen Formen der ITP, die auch in der Gruppe „sekundäre ITP“ zusammengefasst werden (siehe Krankheitsformen), geht man davon aus, dass das körpereigene Abwehrsystem durch Fremdstoffe, die sich für eine gewisse Zeit im Blut befinden, durcheinandergebracht wurde. Zu diesen Fremdstoffen können Krankheitserreger (z. B. Bakterien, Pilze, Viren) oder auch bestimmte Medikamente wie der Blutverdünner Heparin oder manche Antibiotika gehören. Das bedeutet aber nicht, dass diese Fremdstoffe bei jedem Kind oder Jugendlichen eine ITP auslösen. Leider lässt sich bisher nicht vorhersagen, bei welchem beispielsweise mit Heparin behandelten oder an einer Infektion erkrankten Patienten das Immunsystem überreagieren wird und bei welchem Patienten nicht. Bei einer sekundären ITP lagern sich die Antikörper und auch andere Eiweiße, die der Körper eigentlich nur produziert hat, um die Fremdstoffe unschädlich zu machen, an die Blutplättchen an. Daraufhin verändert sich deren Wandbeschaffenheit, so dass das eigene Immunsystem die Antikörper fälschlicherweise als Fremdlinge erkennt. In der Folge kommt es zum frühzeitigen und vermehrten Abbau von funktionstüchtigen Thrombozyten und dadurch zur Blutungsneigung.