Knochenmark- und Blutstammzell-Transplantation

Autor: Dr. med. Gesche Tallen, Dr. med. Jörn Kühl, Redaktion: Julia Dobke, Freigabe: Dr. med. Jörn-Sven Kühl, PD Dr. med. Sebastian Voigt, Zuletzt geändert: 14.03.2017

Seit der ersten erfolgreichen Knochenmarktransplantation im Jahre 1957 hat diese Therapieform in der Behandlung zahlreicher Krebserkrankungen, schwerer Erkrankungen des Blut- oder Immunsystems sowie mancher seltener Erbkrankheiten, die mit anderen Behandlungsmethoden nicht heilbar waren, stark an Bedeutung gewonnen.

Bei einer Knochenmarktransplantation werden blutbildende Vorläuferzellen, sogenannte Blutstammzellen oder hämatopoetische Stammzellen übertragen.. Sie entstehen im Knochenmark, dem weichen, schwammartigen Gewebe im Inneren vieler Knochen. Dort reifen sie zu den verschiedenen Blutzellreihen heran, also beispielsweise zu weißen Blutzellen (Leukozyten), roten Blutzellen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Anschließend werden sie in die Blutbahn ausgeschwemmt.

Lange Zeit wurden Blutstammzellen für eine Transplantation ausschließlich aus dem Knochenmark entnommen. Die Entnahme erfolgt in Vollnarkose durch wiederholte Punktionen am Beckenkamm (sogenannte Knochenmarkpunktion).

Alternativ können durch eine Vorbehandlung mit bestimmten Wachstumsfaktoren blutbildende Stammzellen auch direkt aus dem Blutkreislauf durch eine spezielle Blutwäsche (Leukapherese) gewonnen werden. Dieses Verfahren erfordert keine Narkose, aber gute Blutgefäße und oft auch eine große Venenkanüle. Daher kommt dieses Verfahren für minderjährige Spender meist nicht in Betracht. In seltenen Fällen transplantiert man auch Stammzellen aus dem Nabelschnurblut.

Gut zu wissen: Während oft nur von "Knochenmarktransplantation" gesprochen wird, gibt es somit auch die sogenannte periphere Blutstammzelltransplantation (PBSCT) sowie die Nabelschnurbluttransplantation (CBT). Aus diesem Grund spricht man heute korrekterweise zusammenfassend von Blutstammzelltransplantation oder hämatopoetischer Stammzelltransplantation, (SZT) genannt (mit der englischen Abkürzung "SCT"). Hämatopoetisch bedeutet „Blut bildend“.

Wir möchten Ihnen im Folgenden einen möglichst breiten Überblick über das Thema "hämatopoetische Stammzelltransplantation" geben, damit Sie eine Vorstellung von dieser Therapieform bekommen und sich auf ein künftiges Gespräch mit dem Transplantationsteam Ihres Kindes vorbereiten können.

Diese Informationen ersetzen nicht das ausführliche Gespräch mit den behandelnden Ärzten vor Ort. Auf die individuellen Besonderheiten Ihres Kindes und seiner Erkrankung muss im persönlichen Arztgespräch ebenso eingegangen werden wie auf eventuell in "Ihrer" Klinik abweichende Praktiken, die sich dort als besonders vorteilhaft erwiesen haben.

Da in den Arztgesprächen immer wieder auch die Fachausdrücke fallen, haben wir hier bewusst nicht auf deren Nennung verzichtet, sondern versucht, diese entweder direkt im Text oder im Glossar des Informationsportals zu erklären.

Hämatopoetische_Stammzelltransplantation.pdf

Basisliteratur

  1. Ebell W: Hämatopoetische Stammzelltransplantation. in: Gadner H, Gaedicke G, Niemeyer CH, Ritter J:. Pädiatrische Hämatologie und Onkologie Springer-Verlag, 2006, 66 [ISBN: 3540037020] EBE2006a
  2. Pizzo PA, Poplack DG (eds): Principles and Practise of Pediatric Oncology. Lippincott Williams & Wilkins Fifth edition 2006 [ISBN: 9780781754927] PIZ2006
  3. Klingebiel T: Knochenmark- und Stammzelltransplantation, in Gutjahr P: Krebs bei Kindern und Jugendlichen. Deutscher Ärzte-Verlag Köln 5. Aufl. 2004, 83 [ISBN: 3769104285] KLI2004
  4. Gutjahr P: Krebs? Mein Kind? Leukämie und bösartige Tumoren bei Kindern. S. Hirzel Verlag Stuttgart - Leipzig 2000, 53 [ISBN: 3-7776-0979-X] GUT2000