Diagnostik: Wie wird die Eisenmangelanämie festgestellt?
Autor: Dr. med. Joachim Kunz, erstellt am: 15.10.2011, Redaktion: Julia Dobke, Freigabe: PD Dr. med. Gesche Tallen, Prof. Dr. med. Ursula Creutzig, Zuletzt geändert: 22.06.2021
Inhaltsverzeichnis
Feststellung der Blutarmut
Vermutet der Arzt aufgrund der Krankheitsgeschichte (Anamnese) und nach körperlicher Untersuchung Ihres Kindes eine Blutarmut (Anämie), wird er zunächst das Blutbild des Patienten überprüfen. Durch die Bestimmung der Konzentration des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) im Blut kann festgestellt werden, ob eine Blutarmut besteht und wie stark sie ausgeprägt ist.
Feststellung des Eisenmangels und seiner Ursachen
Die Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Blut, deren Größe und Hämoglobingehalt geben wertvolle Hinweise auf die Ursache der Blutarmut. Hilfreich bei der Ursachenfindung ist auch die Zahl an jungen roten Blutzellen (Retikulozyten), die eben erst aus dem Knochenmark ins Blut ausgetreten sind. Bei einer Blutarmut, die aufgrund von Eisenmangel entstanden ist, findet der Arzt im Blut des Patienten typischerweise (im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen):
- eine erniedrigte Konzentration an rotem Blutfarbstoff
- zu kleine reife rote Blutkörperchen
- zu wenig junge rote Blutzellen
Weitere richtungsweisende Blutwerte
Ergänzende Laboruntersuchungen können oft Klarheit verschaffen, wenn bei Kindern und Jugendlichen deren Krankheitsgeschichte nicht zu den Laborbefunden passt oder wenn zusätzlich zum Eisenmangel andere Ursachen für die Blutarmut eine Rolle spielen. Beispielsweise gibt die Bestimmung des Speichereisens (Ferritin) im Blut Hinweis darauf, wie voll die Eisenspeicher im Körper sind. Weitere Blutwerte wie das Ausmaß der Beladung von Transporteiweißen, die das Eisen zu verschiedenen Organen transportieren (Transferrinsättigung), lassen auf die Menge des unmittelbar im Körper verfügbaren Eisens schließen. Bei einer Eisenmangelanämie finden sich im Blut des Patienten typischerweise (im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen):
- erniedrigtes Speichereisen (weil die körpereigenen Speicher erschöpft werden)
- erniedrigte Eisenbeladung der Transporteiweiße (weil zu wenig Eisen zum Transport zur Verfügung steht)
- erhöhte Aktivität des Knochenmarks (weil es bei einer Eisenmangelanämie dazu angespornt ist, mehr Blut zu bilden)
Alle diese zusätzlichen Messwerte unterliegen jedoch zahlreichen Einflussgrößen, sind störanfällig und bedürfen der kompetenten Auswertung im Zusammenhang mit allen anderen Untersuchungsbefunden durch einen erfahrenen Kinderarzt.
Anmerkung: Wurde eine Eisenmangelanämie anhand des Blutbildes festgestellt, wird jedoch weder aus der Krankheitsgeschichte noch aus den vorliegenden Untersuchungsbefunden klar, was den Eisenmangel verursacht, muss unbedingt weiter nach der Ursache gesucht werden, damit es nach der Behandlung nicht zu einem Rückfall kommt. Dazu sind Untersuchungen wie bestimmte Bild gebende Verfahren (zum Beispiel eine so genannte Darmspiegelung) oder Gewebeuntersuchungen (beispielsweise eine Biopsie der Darmschleimhaut) notwendig, mit denen nach verborgenen Blutungsquellen beziehungsweise nach einer verminderten Fähigkeit der Darmzellen zur Eisenaufnahme gesucht werden kann. Selten, jedoch vor allem, wenn die Gabe von Eisen nicht den gewünschten Erfolg bringt, kann auch die Suche nach genetischen Ursachen für die Störungen der Eisenregulation nötig werden. Wir empfehlen, Einzelheiten zu diesen Untersuchungen, sollten sie bei Ihrem Kind notwendig werden, im persönlichen Gespräch mit dem Kinderarzt zu erfragen.