Behandlung: Wie werden megaloblastäre Anämien behandelt?
Autor: Dr. med. habil. Gesche Tallen, erstellt am: 17.02.2021, Zuletzt geändert: 12.07.2021
Inhaltsverzeichnis
Wurde bei Ihrem Kind eine megaloblastäre Anämie festgestellt, so sollte es, zumindest anfangs, in einem spezialisierten Behandlungszentrum behandelt werden. Dort findet die Betreuung durch ein Team statt, das aus Ärzten und weiteren Mitarbeitern (wie Kinderkrankenschwestern und -pflegern, Sozialarbeitern, Krankengymnasten, Psychologen) besteht, die umfassende Erfahrung mit der Erkrankung haben.
Regelmäßige Vorstellungen in einem solchen Zentrum sorgen dafür, dass der Krankheitsverlauf sorgfältig überwacht wird. Komplikationen können frühzeitig erkannt und unmittelbar von Spezialisten behandelt werden. Die Patienten und ihre Angehörigen erhalten dort auch fachgerechte Antworten auf ihre Fragen, seien sie zum Umgang mit der Erkrankung im Alltag, zu neuen Behandlungsmethoden und aktuellen Forschungsergebnissen oder sozialrechtlichen und psychosozialen Themen.
Allgemeine Informationen zu den Behandlungsstrategien
Die Behandlung einer megaloblastären Anämie richtet sich in erster Linie nach der zugrundeliegenden Ursache für die Erkrankung (siehe „Ursachen“):
Behandlung bei Folatmangel
Entsteht Folatmangel aufgrund bestimmter Ernährungsgewohnheiten oder Unterernährung, so bedarf es der fachgerechten Einnahme von Folsäure sowie einer kontrollierten folatreichen Diät, am besten anfangs durch ausgebildete Diät-assistent(inn)en betreut.
Liegt als Ursache für den Folatmangel die Einnahme bestimmter folathemmender Medikamente vor, so sollte der zuständige Arzt konsultiert werden, ob die betroffenen Medikamente abgesetzt werden können.
Entsteht Folatmangel bei einer Erkrankung, die mit einer verminderten Aufnahme von Folat einhergeht, bedarf es neben der angemessenen Einnahme von Folsäurepräparaten der Behandlung dieser zugrunde liegenden Erkrankung durch entsprechende Spezialisten.
Behandlung bei Kobalaminmangel
Das Management eines Kobalaminmangels bei Kindern und Jugendlichen ist oft komplexer als die Behandlung des Folsäuremangels. Dies liegt an den vielschichtigen Ursachen (siehe „Ursachen“, „Krankheitszeichen“).
Da Kobalamin ausschließlich in Fisch, Meeresfrüchten, Eiern, Fleisch- und Milchprodukten enthalten ist, ist eine Ersatztherapie mit Vitamin B12-Präparaten bei den meisten Patienten mit Vitamin B12-assoziierter megaloblastärer Anämie angezeigt. Diese kann in Form von Tabletten-Einnahmen erfolgen, muss jedoch oft anfangs, beispielsweise bei Patienten mit schwerem Mangel (verursacht durch Resorptionsstörungen in den Darmschleimhautzellen), intravenös erfolgen, um die Beschwerden der Blutarmut erfolgreich zu lindern.
Kinder und Jugendliche mit angeborenen Erkrankungen, die zum Kobalamin-Mangel führen, sollten lebenslang eine Vitaminersatztherapie erhalten. Diese kann bei Patienten mit angeborenem Transkobalamin-II-Mangel erfolgreich durch regelmäßige, intramuskuläre Kobalamingaben beim Kinder- und Jugendarzt, später auch beim Hausarzt erfolgen.