Allgemeine Informationen zu Anämien
Autor: PD Dr. med. Gesche Tallen, Ingrid Grüneberg, erstellt am: 20.10.2011, Redaktion: Ingrid Grüneberg, Freigabe: Prof. Dr. med Ursula Creutzig, Zuletzt geändert: 15.06.2017
Krankheitszeichen
Blutarmut bedeutet zunächst eine Erniedrigung der Konzentration des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) oder der Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) unter einen bestimmten Normalwert. Dieser Normalwert hängt bei Kindern und Jugendlichen auch vom Lebensalter ab. Eine Anämie beim Kind (Alter von 6 Monaten bis 14 Jahren) ist definiert durch eine Hämoglobinkonzentration (Hb-Wert) unter 10 g/dl. Dieser Wert gilt nicht bei Säuglingen bis zu 6 Monaten, da sich in diesem Zeitraum die Blutbildung umstellt.
Die Aufgabe der roten Blutkörperchen und des roten Blutfarbstoffs ist es, den lebensnotwendigen Sauerstoff aus den Lungen zu allen Organen und Geweben im Körper zu transportieren. Bei einer Blutarmut ist diese Sauerstoffversorgung gestört und es kommt zum Sauerstoffmangel. In der Folge sind Kinder und Jugendliche mit Blutarmut oft sehr blass und leiden beispielsweise an Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen und Schwindel.
Es gibt noch weitere Krankheitszeichen und Begleitbefunde, die bei einer Anämie auftreten können:
- Blässe der Haut und Schleimhäute
- Rasche Ermüdung und Abgeschlagenheit (bei Kindern oft nur gering)
- Herzrasen (Tachykardie) oder Kreislaufversagen (Kreislaufinsuffizienz bei akuter Blutung)
- Gelbsucht bei Blutzerfall (Ikterus)
- Milzvergrößerung (Splenomegalie)
- Ausscheidung von Blut im Urin (Hämoglobinurie)
Laborwerte zur Feststellung einer Anämie - Überblick
Diese Laborwerte werden zur Feststellung einer Anämie herangezogen:
- Anzahl der roten Blutkörperchen - Erythrozytenanzahl
- Gehalt an rotem Blutfarbstoff - Hämoglobinwert
- Verhältnis zwischen festen und flüssigen Blutbestandteilen - Hämotokritwert
Erythrozytenanzahl (Abkürzung in der Labormedizin: Erythrozyten)
Die Bestimmung der Anzahl der roten Blutkörperchen gehört zum „kleinen Blutbild“. Wenn die Erythrozytenanzahl im Vergleich zum alterstypischen Normalwert zu niedrig ist, spricht man von einer Anämie.
Hämoglobinwert (Hb)
Ein Hämoglobinwert unter 10 g/dl weist bei Kindern im Alter von 6 Monaten bis 14 Jahren auf eine Anämie hin.
Hämatokritwert (Hk)
Der Hämatokritwert gibt das Verhältnis zwischen festen und flüssigen Blutbestandteilen an. Je höher der Wert liegt, desto dickflüssiger ist das Blut.
Zu niedrige Hämatokrit-Werte deuten auf Überwässerung, einen starken Blutverlust oder die verminderte Bildung von roten Blutkörperchen hin.
Alter |
Hämoglobin (Hb) g/dl |
Hämatokrit (Hk) in % |
---|---|---|
1 Jahr |
10,7 - 13,1 |
33 - 40 |
2 – 6 Jahre |
10,8 - 14,3 |
34 - 41 |
7 – 12 Jahre |
11,3 - 14,9 |
37 - 43 |
13 – 18 Jahre weiblich |
12,0 - 16,0 |
36 - 44 |
13 – 18 Jahre männlich |
14,0 - 18,0 |
39 - 47 |
Copyright Einträge Tabelle:
Laborlexikon, www.laborlexikon.de/Lexikon/Tabellen/17-Blutbild_Kinder.htm
Werte für Säuglinge
Die Werte für Säuglinge ändern sich nach der Geburt zunächst täglich. Ab dem 2. Lebensmonat stellt sich die Blutbildung (Hämatopoese) um, und zwar von der fetalen Blutbildung im Mutterleib zur adulten Blutbildung, die im Knochenmark stattfindet. Deshalb sinken die Blutwerte beim Säugling ab dem 2. Monat für einen relativ kurzen Zeitraum, um dann wieder anzusteigen (Trimenon-Reduktion). Die genauen Werte vom ersten Lebenstag (LT) bis zum Alter von einem Lebensjahr (mit bestimmten wöchentlichen und monatlichen Abständen) finden Sie im Laborlexikon:
Blutwerte: Erythrozytenindizes
Die drei Laborwerte MCV, MCH und MCH sind die sogenannten Erythrozytenindizes. Sie sind wichtige Messgrößen, um die Ursache einer Anämie herauszufinden. Sie messen das Volumen eines einzelnen roten Blutkörperchens (Erythrozyt) sowie dessen Gehalt und Konzentration an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin).
Die Ergebnisse einer umfangreichen Studie zu diesen Blutwerten, speziell bei Kindern und Jugendlichen, sind 2016 veröffentlicht worden. Hier erfahren Sie mehr.