Wie entsteht eine Blutkrankheit bei Kindern und Jugendlichen?
Autor: Dr. med. Gesche Tallen, erstellt 11.12.2003, Freigabe: Prof. Dr. med. U. Creutzig, Zuletzt geändert: 21.10.2011
Bluterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen können angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden. Störungen der Blutbildung im Knochenmark (Hämatopoese) sowie der Bildung bestimmter Faktoren wie dem roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) oder verschiedener Gerinnungsfaktoren, die das Blut zur erfolgreichen Ausführung seiner Aufgaben braucht (siehe Kapitel "Wo und wie entsteht Blut?“), können zu Blutkrankheiten bei Kindern und Jugendlichen führen. Diese Störungen können bereits in Form krankhaft veränderter Gene (Mutationen) in der Erbinformation für die Blutbildung vorprogrammiert sein. Diese Mutationen werden dann vom Vater oder von der Mutter oder von beiden Elternteilen über einen bestimmten Vererbungsweg an das Kind weitergegeben. Andere Störungen können im Zusammenhang mit Krankheitsbildern auftreten, bei denen vermehrt Blutzellen verbraucht werden und das Knochenmark nicht schnell genug neue reife Blutzellen nachproduzieren kann. Dies ist beispielsweise oft bei chronischen Erkrankungen wie bestimmten Entzündungen, bei Immundefekten oder bei Krebserkrankungen der Fall. Auch können zahlreiche angeborene oder erworbene Stoffwechselstörungen sowie Vitamin- oder Mangel an Spurenlementen wie Eisen die Blutbildung negativ beeinflussen. Es gibt auch Bluterkrankungen, deren Ursachen noch erforscht werden müssen. Sie werden in der Regel als „idiopathisch“ bezeichnet.
Je nachdem, in welchem Stadium der Blutbildung ein Fehler auftritt, unterscheidet man bei Bluterkrankungen so genannte Ausreifungs- und Funktionsstörungen (in der Regel jeweils bezeichnet mit der Endung "-pathie"), einen Mangel (in der Regel bezeichnet mit der Vorsilbe "An-" oder der Endung "-penie") oder auch eine unkontrollierte Vermehrung (meist bezeichnet mit der Endung "-ämie") von Blutzellen. Gemäß der jeweils betroffenen Zellreihe (siehe Kapitel "Wo und wie entsteht Blut?") spricht man von Erkrankungen der roten oder der weißen Reihe, beziehungsweise der Blutplättchen. Bei manchen Krankheitsbildern sind auch mehrere oder sogar alle Zellreihen gleichzeitig betroffen. Eine große Gruppe von Erkrankungen der roten Reihe bilden bei Kindern und Jugendlichen die verschiedenen angeborenen und erworbenen Formen der Blutarmut (Anämie). Typische Erkrankungen der weißen Reihe sind bei Kindern und Jugendlichen die jeweils große Gruppe der Neutropenien, der Immundefekte, sowie der Leukämieen. Erkrankungen der Blutplättchen beziehungsweise der Blutgerinnung treten im Kindesalter beispielsweise in Form eines Mangels an Blutplättchen (z. B. idiopathische thrombozytopenische Purpura, auch Immunthrombozytopenie genannt) oder als so genannte Bluter-Krankheit (Hämophilie) auf.
Einzelheiten zu den verschiedenen Kinderblutkrankheiten finden Sie auf den Seiten zu den "Erkrankungen".