Krankheitsbild: Was ist eine Neutropenie?
Autor: Dr. med. Cornelia Zeidler, erstellt am: 27.02.2019, Zuletzt geändert: 27.02.2019
Ein Kind leidet an einer Neutropenie, wenn bei ihm die Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen, der so genannten neutrophilen Granulozyten oder Neutrophilen, vermindert ist. Die Ursachen für die Entstehung einer Neutropenie können angeboren oder erworben sein. Bei diesen Ursachen handelt es sich um Bildungsstörungen von Granulozyten oder auch um Erkrankungen, bei denen es zu einem vermehrten Verbrauch oder einem vermehrten Abbau der weißen Blutkörperchen kommt. Die weißen Blutzellen (Leukozyten) sind für die Abwehr von Infektionen zuständig. Die Hauptaufgabe der größten Leukozytenuntergruppe, der neutrophilen Granulozyten (auch kurz "Neutrophile" genannt), ist die Abwehr von Bakterien. Kinder und Jugendliche mit Neutrophilenzahlen unterhalb eines bestimmten Normalwerts haben deshalb ein erhöhtes Risiko, an einer Infektion zu erkranken.
Die heutigen Erkenntnisse zu den unterschiedlichen Entstehungsmechanismen und Krankheitsverläufen einer Neutropenie sind vor allem der Einrichtung eines internationalen Erkrankungsregisters für Patienten mit dieser Erkrankung zu verdanken. Die Mitarbeiter dieses "Severe Chronic Neutropenia International Registry (SCNIR)" arbeiten an der Universität Washington (Seattle, USA) und in Deutschland in der Medizinischen Hochschule Hannover. Seit 1994 sammeln sie weltweit Daten von Patienten mit verschiedenen Formen der Neutropenie. Dies betrifft Informationen zu deren Langzeitverläufen, zu begleitenden Erkrankungen, zum Ansprechen auf die Therapie und Nebenwirkungen der Behandlung. Gleichzeitig ist das Wissen über die Biologie der verschiedenen Formen der Erkrankung durch die Grundlagenforschung mit kontinuierlich verbesserten molekularbiologischen Techniken in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Hierfür gibt es eine enge Kooperation mit dem Neutropenie-Forschungslabor in Tübingen.