Krankheitszeichen: Welche gesundheitlichen Probleme haben Patienten mit Faktorenmangelerkrankungen?
Autor: PD Dr. med. G. Tallen, Redaktion: Ingrid Grüneberg, Zuletzt geändert: 16.05.2017
Die gesundheitlichen Probleme von Kindern und Jugendlichen mit Faktorenmangelerkrankungen entstehen hauptsächlich durch die verstärkte Blutungsneigung. Diese ist wiederum Folge des vererbten Mangels an einem bestimmten Eiweißstoff, einem Gerinnungsfaktor, der für eine normale körpereigene Blutstillung (Blutgerinnung) notwendig ist (siehe "Ursachen").
Abhängig davon, welche Faktorenmangelerkrankung vorliegt (siehe "Krankheitsformen"), wird die Erkrankung bereits in der frühen Kindheit oder nur zufällig, zum Beispiel im Rahmen von Routine-Blutuntersuchungen oder bei operativen Eingriffen (beispielsweise Zahnbehandlungen) auffällig.
Typische gesundheitliche Probleme von Patienten mit Faktorenmangelerkrankungen sind
- Neigung zu blauen Flecken (Hämatome), auch an ungewöhnlichen Stellen und nach nur geringen Stößen häufiges und lang anhaltendes Nasenbluten und/oder Zahnfleischbluten, oft spontan und unabhängig von äußeren Reizen.
- bei jungen Mädchen oft ungewöhnlich starke und lange Regelblutungen
- Blutungskomplikationen und Wundheilungsstörungen im Rahmen zahnärztlicher und anderer operativer Eingriffe beziehungsweise medizinischer Maßnahmen wie Blutentnahmen, intramuskuläre Gabe von Medikamenten
- häufiges und starkes Zahnfleischbluten beim Zähneputzen
- Gelenk- und Muskelblutungen
- Gehirnblutungen
- Blutarmut und Eisenmangel durch vermehrte Blutungen (Eisenmangelanämie)
Neben der Menge und Funktionstüchtigkeit des betroffenen Gerinnungsfaktors können weitere Faktoren die Blutstillung entweder zusätzlich begünstigen oder beeinträchtigen. Dazu gehört der Ort der Verletzung und damit die Möglichkeit, schnell einzugreifen wie beispielsweise durch Druck auf die Wunde (Kompression). Weitere Kriterien sind die Art und Größe der Wundfläche, der Zustand des Gewebes (beispielsweise ob es entzündlich verändert ist oder nicht) sowie dieBlutgruppe des Patienten, hormonelle Schwankungen und das Alter und Geschlecht. Nicht zu unterschätzende Einflüsse auf den Krankheitsverlauf sind auch das individuelle körperliche Befinden des Patienten, seine emotionale und psychische Situation sowie seine Aufgeklärtheit über die Erkrankung.