Weitere Prognosefaktoren: Zusätzliche Kriterien für die Behandlungsplanung

Autor: Maria Yiallouros, erstellt am: 23.03.2007, Zuletzt geändert: 06.05.2020

Abgesehen vom Tumortyp beeinflussen weitere Faktoren die Prognose der Erkrankung (sie werden daher als Risikofaktoren oder Prognosefaktoren bezeichnet) und werden daher bei der Behandlungsplanung berücksichtigt. Dazu zählen:

  • Die Lage des Tumors im Zentralnervensystem (Tumorlokalisation)
  • Das Ausmaß der chirurgischen Tumorentfernung (Resektion)
  • Das Alter des Patienten
  • Unzureichendes Ansprechen der Erkrankung auf die Therapie / Tumorprogression

Lage des Tumors im Zentralnervensystem (Tumorlokalisation)

Die Lage des Tumors im Zentralnervensystem ist, abgesehen von seinem Wachstumsverhalten und seiner Ausdehnung, einer der wichtigsten Prognosefaktoren [MAC2011]. Denn er ist ausschlaggebend dafür, ob der Tumor operiert werden kann und wenn ja, ob durch die Operation eine vollständige oder nur eine teilweise Tumorentfernung (Resektion) erzielt werden kann.

Durch die genaue Kenntnis des Tumorsitzes ist es möglich, den Erfolg eines chirurgischen Eingriffes bereits im Vorfeld einzuschätzen. Bei oberflächennah gelegenen Tumoren besteht zumindest Aussicht auf eine weitgehend vollständige Tumorentfernung, während Tumoren in tiefer liegenden Hirnbereichen oft kaum oder nicht zugänglich und die Chancen für einen erfolgversprechenden Eingriff entsprechend gering sind. Patienten mit hochmalignen Gliomen des Hirnstamms (Ponsgliome) zum Beispiel können in aller Regel nicht operiert werden.

Ausmaß der chirurgischen Tumorentfernung (Resektion)

Das Ausmaß einer chirurgischen Tumorentfernung (Resektion) – welches wiederum im Wesentlichen von der Lage und Ausdehnung des Tumors abhängig ist – wirkt sich, wie rückblickende Untersuchungen ergeben haben, ebenfalls deutlich auf die Prognose des Patienten aus. So hat sich gezeigt, dass eine vollständige Tumorentfernung entgegen früherer Meinungen durchaus mit einer günstigen Prognose verbunden sein kann.

Im Allgemeinen scheint sich die Größe des Resttumors auf die Geschwindigkeit des weiteren Tumorwachstums und somit auf die Überlebenschancen des Patienten auszuwirken [KRA2006] [WOL2010] [WOL2002]. Dieses Wissen wird bei der Operationsplanung und -durchführung insofern berücksichtigt, als dass auch bei Patienten mit nicht vollständig entfernbarem Tumor versucht wird, einen möglichst großen Teil des Tumors zu entfernen.

Nach neuesten Erkenntnissen gibt es jedoch auch Tumortypen, die aufgrund ihrer molekularen Eigenschaften und ihres Wachstumsverhaltens generell eine durchweg schlechte Prognose haben, unabhängig davon, wie gut der Tumor sich operativ entfernen lässt. Hierzu gehören die diffusen Mittelliniengliome Histon 3 K27M mutiert (WHO III°) [LOU2016].

Alter des Patienten

Das Alter des Patienten spielt bei der Behandlung hochmaligner Gliome insofern eine Rolle, als dass Kinder unter drei Jahren keine Strahlentherapie erhalten. Eine Strahlentherapie wäre bei diesen Patienten aufgrund der schwerwiegenden Nebenwirkungen und Spätfolgen auf das noch unvollständig entwickelte und somit sehr empfindliche Hirngewebe nicht vertretbar. Darüber hinaus unterscheiden sich diese sehr jungen Kinder von älteren Kindern und Erwachsenen mit hochmalignem Gliom dadurch, dass sie selbst ohne Strahlentherapie insgesamt eine deutlich bessere Prognose haben. Der Grund dafür ist vermutlich eine andere Tumorbiologie, das heißt, die Tumoren verhalten sich bei Kleinkindern offensichtlich im Durchschnitt weniger aggressiv als bei den älteren Patienten. Woran das im Einzelnen liegt, wird derzeit erforscht [ELA2017] [KRA2010].

Unzureichendes Ansprechen der Erkrankung auf die Therapie / Tumorprogression

Ein fortschreitendes Tumorwachstum (Tumorprogression) trotz intensiver Therapie (Operation, Strahlentherapie und/oder Chemotherapie) ist gleichbedeutend mit einer sehr schlechten Prognose und in der Regel ausschlaggebend dafür, dass die durchgeführte (zunächst eventuell auf Heilung ausgerichtete) Behandlung abgebrochen wird. In der Regel bleibt in einem solchen Fall nur, durch geeignete Behandlungsmaßnahmen Schmerzen und andere tumorbedingte Symptome des Patienten zu lindern (Palliativtherapie).